Nackt-Wette erregte die Gemüter

Marl. Timo B. hat seine Wette nicht eingelöst und jetzt stand er vor Gericht. Denn seine Wettschuld bestand darin, tagsüber nackt über die Bergstraße in Marl zu laufen. Doch so weit traute sich der 30-jährige Marler gar nicht. Am Ende des kurzen Prozesses vor dem Amtsgericht Marl wurde er zwar freigesprochen. Aber die Wettgeschichte wurde ihm nicht geglaubt.

Bei einem Online-Fußballspiel hatte Timo B. überraschend verloren, deshalb sollte er sich nackt in der Öffentlichkeit zeigen. Das jedenfalls erzählten die beiden Wettgegner. Man einigte sich schließlich auf die Römerstraße, wo am 19. Februar dieses Jahres um 13.50 Uhr wenig los war.

Timo B. zog die Hose runter und stieg aus dem Auto. Kein Mensch auf der Straße. Nur am Fenster eines Hauses sah er zwei Menschen. Er traute sich nicht und stieg wieder ein.

Der Zeuge am Fenster traute seinen Augen nicht, erzählte er vor Gericht. „Ich dachte zuerst, der hat eine hautfarbene Hose an.“ Dann sahen sich die beiden und der Zeuge rief ihm entsetzt zu: „Was machst Du da!“ „Wedelnde Bewegungen“ habe er gesehen, so stand es im Protokoll der Polizei. Der Mann im Auto habe an seinem Geschlechtsteil gespielt. Irgendwo in den Protokollen war auch von einem erigierten Glied die Rede.

Kann das sein? Verteidiger Norbert Drees hielt das für unmöglich: Es sei bitterkalt gewesen und „Wärme durch Reibung“ sei hier kaum das Mittel der Wahl gewesen.

Mittlerweile hatte der Zeuge die Polizei gerufen („aus Fürsorge“), Timo B. war wieder angezogen. Eine bewusste Belästigung der Öffentlichkeit könne man dem Angeklagten nicht nachweisen, meinte der Staatsanwalt. Der Verteidiger pflichtete ihm bei: Als sein Mandant den Zeugen gesehen habe, habe er den nackten Auftritt abgebrochen.

Auch Richter Michael Brechler schloss sich dem Freispruch-Antrag an. Obwohl er die Wett-Geschichte nicht glaubte sondern auf Selbstbefriedigung tippte. Sein Rat zum Abschluss: „Ich empfehle, es nicht zu wiederholen.“

Sonntag, 28. Oktober 2012, 13:36 • Verfasst in Vest

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