Post zahlte an Hertener Ehepaar. Abteilungsleiter spielte mit

Marl/Herten/Essen. Die Seminare gab es nicht, die Rechnungen waren fingiert Rund 430.000 Euro zahlte die Deutsche Post an ein Hertener Ehepaar, für diverse Rechnungen zwischen 2004 und 2006. Ein Abteilungsleiter der Post in Bonn spielte mit. Jetzt stehen zwei Ehepaar in Essen vor Gericht.

Abteilungsleiter Detlef O. war für die Koordinierung des Trainings für die Post-Mitarbeiter zuständig. Der Hartener Carsten F. (46) führte in Herten eine Unternehmensberatung und eine Versicherungsagentur, seine Frau Susanne (43) eine Fortbildungsagentur CTC. Diese soll nur für die Betrügereien gegründet worden sein, so die Anklage. Deren Rechnungen gingen an die Privatanschrift von Detlef O., der sie dann bei der Post zur Zahlung freigab: 78 Rechnungen über rund 430.000 Euro zwischen Oktober 2004 und Dezember 2006. Immer in Beträgen unter 5000 Euro, damit die Aufträge nicht ausgeschrieben werden mussten.

Verjährt sind Vorwürfe aus 2003 und 2004: Da sollen die Hertener rund 130.000 Euro Provision an O. gezahlt haben, die dieser aber in der Steuererklärung nicht angab.

2005 soll Carsten F. wegen hoher Steuernachforderungen des Finanzamtes Marl Probleme bekommen haben. Er bat Detlef O., ihm die Provisionszahlungen zu quittieren. Die hätte er als Betriebsausgaben in seiner Steuererklärung geltend machen können und damit eine niedrigere Nachzahlung erreicht.

Doch Detlef O. lehnte das ab. Daraufhin soll Carsten F. die Unterschrift von Detlef O. eingescannt und auf zwei Schreiben gesetzt haben, die bestätigten, dass O. von Carsten F. einmal 50.000 Euro erhalten haben, ein anderes Mal 40.000 Euro von Susanne F.
„Eine ganz normale Geschäftsbeziehung“, erklärte der Post-Manager beim Prozess-Auftakt in Essen. Es sei um die Umstellung der Postbank zu einer Vollbank gegangen, dafür hätten die Mitarbeiter geschult werden müssen: 400.000 Seminare seien nötig gewesen.
Für den Prozess sind ein halbes Dutzend Verhandlungsgtermine angesetzt.