Raser machen sich bezahlt – für die Kommunen
Bild: Die Polizei verrät unseren Lesern jede Woche, wo sie schwerpunktmäßig in der Folgewoche Kontrollen macht. Foto: Bludau
Vest. Richtige Unfallschwerpunkte gibt es im Kreis immer weniger. Und doch werden Autofahrer immer mehr kontrolliert und immer häufiger zur Kasse gebeten. Im Kreis haben sich die Messwagen der Städte „bewährt“: sie holen Hunderttausende in die Kassen der Städte. „Abzocke“, schimpfen die Autofahrer. Kürzlich schafften sich vier Kreisstädte gemeinsam einen weiteren Wagen an. Kostenpunkt: 150.000 Euro.
Eigentlich ist der Spagat nicht zu schaffen: Auf der einen Seite wollen die Städte nicht den Anschein erwecken, sie kassierten gerne bei ihren Bürgern ab. Auf der anderen Seite sind sie durchaus glücklich über die Zusatzeinnahmen. Wie kommen sie aus der Nummer raus? Indem sie einfach nicht darüber reden.
Herten, Marl und Recklinghausen haben mittlerweile drei gemeinsame Messwagen. Für das vierte Auto kam auch noch Oer-Erkenschwick dazu.
Ein Blick in den Haushalt der Stadt Marl zeigt, ob sich die Anschaffung lohnt: In diesem Jahr werden als anteilige Mietkosten (alle Wagen sind geleast) für Geräte bei Geschwindigkeitskontrollen 75.000 Leuro angesetzt. Dem stehen in Marl Einnahmen aus Verwarnungs- und Bußgeldern von 270.000 Euro gegenüber.
Alles nur von gefährlichen Straßenstücken? „Man kann sich darüber streiten, was ein neuralgischer Punkt ist“, erklärt der Leiter des Marler Ordnungsamtes, Heinz-Peter Mühlenberg. Nur Kindergärten und Seniorenzentren, Schulen und Krankenhäuser?
Die Städte haben ihre Messpunkte in Absprache mit der Polizei festgelegt. Kopfschüttelnd erleben die Kontrolleure, dass trotz der „bekannten“ Messpunkte von den Kennern dort zu schnell fahren. Mühlenberg: „Die beschweren sich dann auch noch über Abzocke.“ Dafür nutzen sich auch die Bürgermeister-Sprechstunde.
Das (etwas) bessere Image hat die Polizei. Dass sie jede Woche ihre Messstellen bekanntgibt (MarlAktuell/Sonntagsblatt veröffentlicht sie) wird von den Autofahrern als fairer Umgang mit ihnen gewertet. Allerdings gibt es noch mehr ungenannte Messstellen.
Die Städte haben vereinbart, ihren Bürgern nicht vorab zu sagen, wo sie auf die Autofahrer „wartet“. Auch nicht in Dorsten. Dort hat aber die Verwaltung freimütig das Kennzeichen ihres Messwagens mitgeteilt, den sie im Frühjahr 2010 anschaffte: Einen silbernen Ford mit dem Kennzeichen RE-VU 121.
Die Dorstener wissen: Wer dieses Kennzeichen lesen kann, der hat schon keine Chance mehr, die Geschwindigkeit anzupassen. Aber eine nette Geste an die Bürger.
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