100 Jahre Löschzug Suderwich – Ein Rückblick

Recklinghausen. Um die Jahrhundertwende (um 1900) war Suderwich ein kleines, von der Industrialisierung unberührtes Bauerndorf. Damals hatte noch jeder Bewohner seinen hölzernen Löscheimer, seinen Brandhaken und seine Feuerleiter. Es bestand die allgemeine Brandwehr. Als gemeinsame Löschgeräte hatten die Suderwicher eine kleine Druckspritze, einige Ledereimer und tragbare Wasserkufen zur Verfügung, die in einem Spritzenhäuschen hinter der alten Schule untergebracht wurden. Diese allgemeine Brandwehr hatte eine bodenständige Bevölkerung und eine nachbarlich verbundene Dorfgemeinschaft zur Voraussetzung.

Als aber zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Industrialisierung begann, machte Suderwich jene ungestüme Aufwärtsentwicklung mit, wie sie damals alle Orte mit ländlichem Charakter im Gebiet zwischen Emscher und Lippe zu verzeichnen hatten. Deshalb ging man bereits im Jahre 1907 dazu über, nur eine bestimmte Anzahl von Männern für die Hilfe in Brandfällen zu verpflichten und vorzubereiten. Um Ordnung und eine gewisse Zuverlässigkeit in diese Brandwehr zu bringen, wurden die Mitglieder von der vorgesetzten Behörde ernannt. Diese nicht mehr zeitgemäße Wehr sollte umstrukturiert werden. Endgültiger Auslöser dafür war dann der Scheunenbrand bei Dora Wächter, Kirchstraße/Bahnhofstraße (heute Sachsenstraße) vom 19. März 1912. Gleich am nächsten Tag setzte man sich bei Wetterkamp an der Sachsenstraße zusammen und gründete eine freiwillige Wehr, allerdings mit dem Charakter einer Pflichtfeuerwehr, weil man nur dann die Uniformen und Ausrüstungsgegenstände von der Behörde geliefert bekam.


Bild: Ein Blick zurück zu alten Tagen: Das ehemalige Feuerwehr-Gerätehaus.

Das Jahr 1912 ist also das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Suderwich. Diese Wehr bestand aus 24 Personen, die sich für mindestens drei Jahre verpflichten mussten. Der erste Führer der Wehr war Brandmeister Lueg. Das Gerätehaus stand an der alten Schule im Hochfeld.

Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 gab es wieder eine Änderung: Im Dezember wurde das Gesetz über das Feuerlöschwesen und entsprechende Aufführungsbestimmungen verabschiedet. Dieses Gesetz beinhaltete die Auflösung der Wehr. Alle Mitglieder mussten sich verpflichten, in den neu zu gründenden Verein „Freiwillige Feuerwehr Stadt Recklinghausen“ einzutreten. Der bisherige Löschzug Suderwich wurde 1934 als Halbzug mit der Bezeichnung „Löschzug 5“ in die neue freiwillige Wehr eingegliedert.


Bild: Das Gerätehaus heute.

Nach dem Krieg durfte der Löschzug auf Befehl der Besatzungsmächte nur noch aus 27 Feuerwehrleuten bestehen. Auf einer Versammlung im Juli 1958 sollte auf Veranlassung des Feuerwehrausschusses der Stadt Recklinghausen der Halbzug Essel vom Löschzug Suderwich übernommen werden. Nach einer lebhaften Debatte entschieden sich die Kameraden aus Essel, dem Vorschlag nicht zu folgen und bestanden auf ihre Selbstständigkeit. Daraufhin wurde der Halbzug Essel auf Beschluss des Feuerwehrausschusses aufgelöst. Essel gehört seitdem zu unserem Löschbezirk.

1983 wurde der Schulungsraum in Eigenleistung saniert. Im Jahre 2002 erfolgte eine Renovierung von Außen. Im Jahr 2010 wurde ein Anbau mit einem Sanitär- und Umkleidebereich errichtet. Zusätzlich wurde im Altbau eine Werkstatt und ein Bereitschaftsraum eingerichtet.

Der Löschzug gründete im Jahr 2010 einen Förderverein. Er folgte damit dem Beispiel von vielen Feuerwehren im Kreis Recklinghausen. Die Gründung war aus Verwaltungsgründen nötig geworden. Die Mittel des Fördervereins dienen u.a. der Finanzierung von Ausbildungsmaterial für unsere Einheit.

Im Jahr 2011 wurde zum ersten Mal seit Bestehen der Recklinghäuser Feuerwehr ein Suderwicher Kamerad in die Wehrführung berufen. Andreas Eilhard wurde zum stellvertretenden Wehrführer ernannt.

Im gleichen Jahr wuchs der Löschzug zum mittlerweile personalstärksten Zug in der Stadt.


Bild: Die Feuerwehr ist nicht nur zum Feiern da, wie dieses alte Foto von einem Scheunenbrand mit „Totalschaden“ beweist.

Sonntag, 26. August 2012, 11:09 • Verfasst in Recklinghausen

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