Graben beim Graben gefunden

Haltern. Die Archäologen staunen: In einer unscheinbaren Baustelle fanden sie einen Stadtgraben aus dem Spätmittelalter, der dem Halterner Hauptgraben vorgelagerter war. „Damit haben wir den ersten Nachweis dafür, dass Haltern eine gestaffelte Stadtbefestigung hatte“, so LWL-Archäologe Dr. Hans-Werner Peine.

Eigentlich ist Haltern für sein Römerlager bekannt. Doch bei einer routinemäßige Baustellenbeobachtung an den Straßen Grabenstiege/Zum Mühlengraben im Norden des Stadtzentrums entdeckten die Baufirma und die Stadt Verfärbungen im Boden. Dort, wo demnächst ein Wohnhaus entstehen soll, war in der Erde deutlich zu erkennen, dass hier einstmals ein Graben die Landschaft prägte. Die Archäologen des Mittelalterreferates der LWL-Archäologie für Westfalen wurden über den Fund informiert. Nach genauer Dokumentation des Grabens ist Referatsleiter Peine begeistert: „Es handelt sich dabei nicht um den eigentlichen Hauptgraben der Stadtbefestigung, dessen Verlauf uns überliefert ist.“ Vielmehr zeugen die Grabenspuren von der Existenz eines zweiten Außengrabens, der dem Wall, dem Hauptgraben und der Stadtmauer im Norden der Stadt vorgelagert war.

„Wir sehen hier vermutlich eine Ausbaustufe der Stadtbefestigung, eine spätmittelalterlichen Erweiterung der Verteidigungsanlagen“, erläutert Peine. Der Graben verläuft von Osten nach Westen und ist knapp 7,5 Meter breit. Er reicht bis in 2,6 Metern Tiefe hinab. Der Graben wurde später verfüllt, vermutlich wurde der Wall hineingeschoben. „Die Füllschicht ist völlig steril - das heißt, darin sind keine weiteren Funde zu entdecken“, erklärt der LWL-Archäologe.

Solche doppelten, der Stadtmauer vorgelagerten Grabensysteme sind im Mittelalter eine durchaus gängige Methode, um die Stadt vor Gefahren und Eindringlingen zu schützen. Im Süden der Stadt war eine doppelte Befestigung wohl nicht erforderlich, weil dort die Lippe einen natürlichen Schutz bot.

Erstmals sicher belegt ist eine Stadtbefestigung in Haltern im Jahr 1289. Damals befahl der Bischof von Münster, als damaliger Stadtherr, Haltern „de novo“ - von neuem - zu befestigen. Es ist also davon auszugehen, dass es bereits eine ältere Umwehrung gab. Wie beide Befestigungen genau aussahen, ist nicht bekannt. Mit dem jetzigen Fund weiß man jedoch zumindest über den zweiten Außengraben ein wenig mehr.

Bild:

Deutlich erkennbar: Der (später zugeschüttete) Graben im Norden Halterns. Foto: U. Ruppert/Stadt Haltern

Samstag, 30. Juni 2012, 15:15 • Verfasst in Vest

1 Kommentar:

Archäonews 02.07.2012 Schätze, Geldfälscher und die Templer in Mainz | Tribur.de schrieb,

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