Frischer Fisch – ganz neu, ganz lecker

Foto: Früher lecker, heute verschwunden: Der Maifisch. Jetzt soll er zurückkommen. Foto: Dr. Bernhard Stemmer

Vest. Nur wenige Menschen unserer Zeit haben ihn noch gesehen, doch im 19. Jahrhundert war der Maifisch im Rhein und seinen Nebenflüssen weit verbreitet – und auf dem Speisezettel der damaligen Zeit auch. Jetzt soll die heringsähnliche Fischart (in ganz Deutschland ausgestorben) in der Lippe wieder angesiedelt werden.

In der kommenden Woche werden erstmals junge Maifische in der Lippe ausgewildert. Seit Jahren treiben das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und der Rheinischen Fischereiverband von 1880 gemeinsam das Projekt voran, unterstützt vom Lippeverband. Die beste Stelle zum Aussetzen (Kiesbänke geben) scheint der Lippeabschnitt zwischen Haltern-Lippramsdorf und Krudenburg im Kreis Wesel zu sein.

Der Lippeverband hat in den letzten Jahrzehnten durch den Ausbau von Kläranlagen für eine Verbesserung der Wasserqualität gesorgt. Die Beseitigung von Wanderhindernissen und der Bau von Fischaufstiegen an Wehren sowie umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen haben wieder günstige Bedingungen für anspruchsvolle Fischarten geschaffen, darunter auch Wanderfischarten wie den Maifisch.

Der Maifisch (lat. Alosa alosa) zählt zu den heringsartigen Fischen, dringt jedoch anders als seine Verwandten und ähnlich wie der Lachs weit in die Flüsse vor, um sich dort an kiesigen Flussabschnitten fortzupflanzen. Dies geschieht bei Wassertemperaturen von etwa 15°C und mehr, wie sie bei uns im Frühjahr erreicht werden. Während der Laichwanderung zwischen April und Juni war der Fisch einst eine begehrte Beute der Rheinfischer und die Fische wurden vor allem im Mai (hierher rührt der deutsche Name) in vielen Gasthäusern angeboten. Jährlich stiegen hunderttausende Maifische vom Rhein in seine Zuflüsse auf, darunter auch in die Lippe.

Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand die Art aus den deutschen Flüssen. Restbestände überlebten in einigen Flüssen in Südwesteuropa.

Seit 2007 erhält der Maifisch im Rhein Unterstützung durch ein EU-Projekt, rund 7 Millionen junge Maifische wurden bereits in Seitengewässern des Rheins ausgesetzt.

Die Fischlarven bzw. Jungfische werden einige Stunden an der Lippe in so genannten Rundstrombecken verbringen, wo sie sich geschützt an die neuen Bedingungen anpassen können, bevor sie in den Fluss entlassen werden. Im Laufe des Sommers und Herbstes wandern die Fische dann erst zum Rhein und von dort ins Rheindelta ab. Von dort aus werden sie bis zum Winter ins Meer übersiedeln. Wenn die Maifische all dies erfolgreich bewältigen und nach drei bis fünf Jahren Aufenthalt im Meer geschlechtsreif werden, kehren sie in den Rhein und hoffentlich auch in die Lippe zurück um sich natürlich fortzupflanzen.

Sonntag, 17. Juni 2012, 11:48 • Verfasst in Vest

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.