Mit Heischeliedern von Haus zu Haus

Vest. Die Osterzeit ist zu Ende und noch einmal erlebten die Bräuche einen bunten Höhepunkt. Vor 100 Jahren war schon die Erinnerung verblasst, was denn der Hintergrund von Eiersingen und Pingstebrut, Pfingstbraut und Heischeliedern war. Im Vest gab es solche Bräuche Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch vereinzelt (wie in Haltern-Laevesum), bis ins 21. Jahrhundert haben sich Pfingstbräuche nur noch gerettet, wenn der Heimatverein sie pflegt (wie in Dorsten-Lembeck).

Im Münsterland wählten die Schulkinder am ersten Pfingsttag aus ihren Reihen ein mit bestimmter Kleidung ausgestattetes Kind, das als „Pingstebloom“ oder als „Pingstebrut“ bezeichnet wurde. Dann geht man von Haus zu Haus und bittet mit dem „Heischelied“ um einige Eier. Am Ende des Umzugs werden die Eier zu Spiegelei oder Rührei verarbeitet und von den beteiligten Kindern gemeinsam verzehrt. In Haltern-Flaesheim starb dieser Brauch im Ersten Weltkrieg aus.

Das Heischen geht auf einen alten Brauch zurück. Das Einsammeln von Naturalien war zu Pfingsten ein Vorrecht der Hirten, das später auf Kinder überging. Da der Verdienst der Kuhhirten außerordentlich gering war und man ihre Arbeit in irgendeiner Form würdigen wollte, gestand ihnen die Dortgemeinschaft einmal im Jahr einen „guten Tag“ zu. Bei einem Umzug wurden dann Eier, Wurst oder Speck eingesammelt.

Die Heischelieder hatten aber auch noch eine andere Aufgabe: den Letztenspott. Faulheit oder Zuspätkommen wurden so spielerisch angeprangert. Wer am ersten Pfingststag als letztes zum Melken erschien, wurde zur Pingestbrut ausgerufen und musste den anderen Melkerinnen einen „Söten“ (süßen Likör) ausgeben. Ihre Kuh und sie selbst wurden bekränzt und durch ganze Dorf geführt. Die dabei gesungenen Spottverse sind im Archiv der Volkskundlichen Kommission des Landeschaftsverbandes erhalten „Pingstebraut, du faule Haut, wärst du eher auffestanden, könntest du eher zum Melken gehen“.

Auch die männlichen Langschläfer wurden dem öffentlichen Spott ausgesetzt und wurden als „Pinkelhammer“ oder als „Pinkesvoß“ bezeichnet.

Saturday, 26. May 2012, 13:52 • Verfasst in Vest

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