Marler Stern: Schlecht oder schlechtgeredet?

Marl. Vor 40 Jahren war mit seinem Bau begonnen worden, schon mehrfach wurde um sein baldiges Ende gezittert. Alles (fast) umsonst, der Marler Stern erfreut sich bester Gesundheit und leidet in erster Linie darunter, dass er ständig schlechtgeredet wird. So sieht es Centermanager Jürgen Borkenstein. Manche Marler sehen etwas anderes: Eine „abstoßende“ Außendarstellung, leerstehende dunkle Räume wie „eine verlassene Baustelle“, schmutzige „Vorhänge“, beschmierte Fenster, eine verdreckte Fassade.

Dieses Bild schildert die Bürgerunion (bum) in einem Ratsantrag. Und alle Politiker stimmen ein. Nicht zum ersten Mal. Diesmal gingen die Gedanken einen Schritt weiter: Man muss an den Eigentümer und mit ihm Klartext reden. Kurze Exkursion im Rat: Sitzt der eigentlich in Holland oder in England?

Jürgen Borkenstein redet (gemeinsam mit Centermanager Olaf Magnusson) nahezu monatlich mit Vertretern des Eigentümers (die kommen aus Frankfurt oder aus Düsseldorf). Nach dem Grundbuch kommt der Eigentümer aus Holland mit vielen Unter- und Nebenfirmen in halb Europa. „Ein Riesenunternehmen“ (Borkenstein) für das Marl nur eines von ganz vielen Themen ist. Man redet miteinander, die letzte Entscheidung trifft der Geldgeber. Und das kann dauern.

Die unansehliche Außenwand zum Creiler Platz hin aufhübschen? Das darf die Eigentümergemeinschaft nicht. Das ist Sondereigentum (während die Politiker noch über Gemeinschaftseigentum oder Teileigentum spekulierten).

Fensterscheiben abkleben? Keine Sache von ein paar hundert Euro. „Vorschläge sind unterwegs“, erläutert Jürgen Borkenstein. Man wartet auf eine Entscheidung.

So ist es auch mit der angekündigten Aufwertung am Ende des Einkaufszentrums zum Creiler Platz hin. 1,5 Millionen Euro sollen investiert werden (Marl Aktuell berichete). Alle Verhandlungspartner sind sich einig, jetzt müssen noch die Geldgeber zustimmen. Bis zum 30. Juni – Jürgen Borkenstein ist zuversichtlich.

Nicht immer laufen die Interessen von Stadt und Stern so glatt zusammen. Immer wieder wird gefordert, die Eigentümer müssten mehr Initiative zeigen. Unzufrieden registrieren die Politiker, dass der Stern sich nicht an den Kosten einer seit Jahren bestehenden Fahrradwache beteiligen will. Wahrscheinlich wird sie jetzt eingestellt und abgerissen.

Jürgen Borkenstein bedauert das nicht. Er wundert sich, dass die Politiker auf Verbesserungen am Stern drängen, ihre eigenen Aufgaben aber liegenlassen. Das städtische Parkhaus sei schlecht beleuchtet, der Boden sei kaputt, die Parkbuchten zu klein. Aber das sei kein Thema.

Samstag, 26. Mai 2012, 11:52 • Verfasst in Marl

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