Tierhilfe Marl: Hilfe war eigentlich ein Handel

Vest. Helfen – gerne, aber wenn die die Grenzen zum professionellen Tierhandel nicht mehr zu sehen sind, dann greift die Kreisverwaltung ein. Zu Recht, wie das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen jetzt entschieden hat. Der Marlerin Yvonne Döring (Bild, rechts, in ihrer Wohnung) und ihrer „Tier-Welt-Hilfe NRW“ (das Sonntagsblatt berichete) wurde nun ein Schlusspunkt gesetzt. Für den Kreis ein wegweisendes Urteil, um gegen ähnliche Akteure vorzugehen.

Die Marlerin hatte im Herbst 2009 begonnen, Geld für ihre Tier-Tafel einzusammeln und über ihre frisch gegründete Tier-Welt-Hilfe Hunde aus Portugal zu vermitteln. Sie gründete einen Verein und bekam prompt eine steuerbefreiende Bescheinigung des Finanzamtes.

Doch über die finanzielle Seite ihrer Hilfsaktion ist sie nun gescheitert. Mühsam puzzelte das Gericht die Teile zusammen, angeforderte Unterlagen fehlten, sie selber war zum Gerichtstermin nicht erschienen.

Und so lief offenbar die „Hilfe“ ab: Rund 130 Euro zahlte sie für das Bringen der Hunde. Dann gab der Verein die Tiere für eine „Schutzgebühr“ zwischen 120 (ältere Hunde) und 320 Euro (Welpen) an Interessenten weiter. Das sei eigentlich ein verkappter Kaufvertrag, so das Gericht. Denn der Kaufpreis entspreche dem üblichen Marktpreis. Die Differenz sei für den Tierarzt draufgegangen, ließ Yvonne Döring über ihren Anwalt erklären. Belege gab es aber nicht.

Stattdessen reichte sie die Kopie der Körperschaftssteuer 2009 ein, die aber weitgehend unerklärt blieb. Genau so wie der Inhaber des Kontos, an den der Kaufpreis ging. Jährlich 80 bis 90 Hunde will sie vermittelt haben. Bei der Verhandlung nahm ihr Anwalt das zurück: Das sei nur eine Absichtserklärung gewesen.

Weit gekommen ist die Marlerin nicht mit ihrem Verein. Bis ins Vereinsregister schafte er es nicht. Ein Besuch des Veterinäramtes brachte ihr Ärger, die Untersagung des Handels und eine Bußgeldandrohung. Dass der Bescheid direkt an sie ging und nicht an den Verein (der doch eigentlich der Verkäufer der Tiere war), konnte die Kreisverwaltung noch während der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht „heilen“.

Eine Chance, ihr Anliegen noch einmal „richtig“ umzusetzen, wird die Tierschützerin nicht bekommen. Sie erfülle dafür die grundsätzlichen Kriterien nicht, so die Kreisverwaltung: Sachkunde, Zuverlässigkeit und geeignete Räumlichkeiten.

Letzteres war dem Amt bei einer Ortsbesichtigung besonders ins Auge gestochen: In ihrer Dachgeschosswohnung hielten sich acht Hunde auf.

Samstag, 12. Mai 2012, 12:59 • Verfasst in Vest

2 Kommentare:

Tierhilfe Marl: Hilfe war eigentlich ein Handel - KSG-Forum schrieb,

Pingback • 17. Mai 2012 @ 7:47

[…] Tierhilfe Marl: Hilfe war eigentlich ein Handel Eine Chance, ihr Anliegen noch einmal �richtig� umzusetzen, wird die Tiersch�tzerin nicht […]

cazcarra schrieb,

Kommentar • 17. Mai 2012 @ 19:41

Es gibt sie also doch noch - die Gerechtigkeit.

Lang hat es gedauert, aber nun ist ein Anfang gemacht und es nährt die Hoffnung, dass weitere Geschäftemacher denselben Weg gehen werden.

cazcarra


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