„Netto“ besteht auf Straße – aber nicht sofort

Marl. Seit vier Jahren wird gestritten, beschlossen, diskutiert und versprochen: Die Straße „In de Flaeslänne“ in Sinsen soll verkehrsberuhigt ausgebaut werden, um die Zufahrt zum Lebensmittelmarkt Netto zu ermöglichen. Jetzt hat die SPD-Fraktion offenbar das Problem mit einem einzigen Gespräch gelöst. Ergebnis: Netto bleibt, auch wenn die Stadt ihre Zusage zunächst einmal nicht einhält.

Zu Ostern sollte der Straßenumbau fertig sein, das hatte die Verwaltung im letzten Jahr noch versprochen. Doch im Frühjahr 2012 gab der Bürgermeister überraschend bekannt, der Ausbau werde „bis auf Weiteres“ zurückgestellt, denn er dürfe „keinerlei investive Maßnahmen“ genehmigen.

Vor vier Jahren war der Kompromiss gefunden worden, wie die Straße einerseits sicher für die Schulkinder und andererseits ein für Autos befahrbarer Zuweg zum Marktplatz und damit zum Discounter Netto werden könne. Die Kosten wurden mit 75 000 Euro ermittelt.

Daran änderte sich nichts, bis die Arbeiten kurz bevor standen. Da fand das Rechnungsprüfungsamt, dass es für den Ausbau „keine rechtlichen Verpflichtungen“ gebe. Und die Kosten wurden plötzlich mit 180 000 Euro veranschlagt.

In den letzten Jahren hatten CDU und SPD darum gerungen, wem es nun eigentlich gelungen sei, den Discounter in den Stadtteil zu holen, der eine wichtige Nahversorgung für die Bewohner darstellt. Netto hatte sich sogar ein außerordentliches Kündigungsrecht einräumen lassen, falls die Straße nicht freigegeben werde.

Der Standort „funktioniert auch aktuell für das Unternehmen“, zitiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wenzel den Gebietsleiter Expansion von Netto, Bernd Stange. Die Öffnung der Straße sei „für Netto eine wichtige Frage, doch nicht eine Bedrohung für die Gegenwart“. Von Bedeutung sei die Perspektive, nicht aber die kurzfristige Umsetzung.

Fazit der SPD: „Ich kann nicht gutheißen, wie man die Bürgerinnen und Bürger in Angst und Schrecken versetzt, ohne sich sachkundig zu machen. Auch Netto dient man damit nicht“, so die heftige Kritik Wenzels an der Verwaltung.

Die hatte völlig überraschend den Straßen-Ausbau abgesagt, ohne vorher mit dem Hauptbetroffenen Netto über die neue Situation geredet zu haben.

Dem Sonntagsblatt gegenüber erklärte Netto-Unternehmenssprecherin Christine Stylianou, man lege Wert darauf, dass der Ausbau mittelfristig erfolge. Der durch den Ausbau zu erwartende Umsatz sei wichtig für Netto.

Die Forderung nach dem Ausbau bleibt also bestehen. Dass Marl in absehbarer Zeit das Geld für die Baumaßnahme hat, ist aber nicht zu sehen. Die SPD ist allerdings optimistisch. Sie verkündete: „Netto-Standort in Sinsen ist sicher!“

Sonntag, 22. April 2012, 12:49 • Verfasst in Marl

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.