Arbeiten wie die Römer – Amateure legen Hand an

Vest/Haltern. Seit mehr als 100 Jahren graben die Archäologen in Haltern und versuchen herauszufinden, welche Bedeutung das Römerlager an dieser Stelle hatte. Amateure waren dabei nicht gern gesehen. Bald wird sich die Einstellung umkehren: Dann dürfen die Besucher des Römermuseums selber mit Hand anlegen. Aber erst im zweiten Bauabschnit des neuen Archäologischen Parks.

Der war zwar schon 2009 vom Landschaftsverband beschlossen worden, doch der Grunderwerb verzögerte das 4,8 Millionen Euro teuere Projekt. Jetzt steht am 27. April (14 Uhr) der erste Spatenstich an, mit dem das Römermuseum um eine 4,8 Hektar große Außenanlage erweitert wird.

Als erstes sollen Teile der Umwehrung des Legionslagers rekonstruiert werden. Das Westtor und ein Stück der Holz-Erde-Mauer soll hier ebenso nachgebaut werden wie der doppelte Spitzgraben, der vor der Mauer verlief. Über einen Fußweg westlich des Museum können Besucher das Gelände erreichen. Dieser Teil soll 2013 fertig werden.

Spannend wird es im zweiten Teil, der „Römerbaustelle Haltern“. Ähnlich wie ein Projekt in Guédelon (Frankreich), wo eine mittelalterliche Steinburg seit Jahren originalgetreu nachgebaut wird. Und das mit den Werkzeugen der damaligen Zeit. So sind auch die Arbeiten in Haltern gedacht: Holz, Lehm und Erde werden verwendet, 12 bis 15 Arbeitskräfte sollen regelmäßig im Einsatz sein. Teilnehmer einer Jugendbauhütte, Freiwillige, Workshop-Teilnehmer und studentische Hilskräfte unterstützen die Handwerker. Das originalgetreue Arbeiten hat nur eine Einschränkung, die Sicherheit. Arbeitkleidung, Sicherheitsschuhe und Helme sind Pflicht. Sechs Jahre Arbeitszeit sind kalkuliert.

Auch Besucher können sich einbringen und die römisch-germanische Geschichte erarbeiten. Familien oder Schulklassen können auf einem Experimentierfeld unter museumspädagogischer Betreuung selbher ein kleines Fachwerkgebäude errichten, Schindeln herstellen oder Lehmpflechtwerk verputzen.

Ein deutschlandweit einmaliges Experiment, freuen sich die Fachleute, die Römerbaustelle unterscheide sich damit deutlich von existierenden Parks (Xanten zeigt eine zivile Stadt, Kalkriese hat das Thema Schlachtfeld). Haltern zeigt ein römisches Lager aus der Zeit Augustus‘.

Im Westen Halterns haben die Archäologen in den letzten Wochen mit neuen Funden die Bedeutung des Römerlagers vor 2000 Jahren untermauern können. Grabbauten sind der Beleg dafür, dass die Römer hier auf Dauer bleiben wollten, sonst hätten sie ihre Toten hier nicht bestattet. Demnächst werden Besucher hautnah erleben können, wie die bis zu 5000 römischen Soldaten in „Haltern“ gelebt haben.

Mittwoch, 25. April 2012, 10:49 • Verfasst in Vest

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.