Verdunkelungsgefahr für Künstleratelier

Recklinghausen. Die Baumaschinen auf Recklinghausens zweiter Vorzeigebaustelle – dem Paulusanger – stehen still. Und das hat seinen Grund.

Von außen sieht es aus wie ein ganz normales Mehrfamilienhaus. Doch hinter der schmucken gelben Fassade des Hauses an der unteren Paulusstraße öffnet sich dem Gast eine ganz andere kleine Welt. Ein großer Garten mit ausreichend Platz zum Spielen und Toben für Kinder, der offensichtlich auch ordentlich genutzt wird und ein weiteres Häuschen, das dem Eigentümer als Werkstatt dient. Früher war es eine Schreinerei, jetzt ist es das Atelier des Restaurators und Uhrenfans Benedikt Große-Hovest. Gleich am Eingang wird das Hobby des promovierten Kunstgeschichtlers deutlich: Eine alte Uhr zeigt dem Gast, welche Stunde es geschlagen hat.

Doch die Idylle ist bedroht. Hinter dem Zaun, der den Garten begrenzt, ist derzeit eine Großbaustelle – neben den Arcaden Wolfgang Pantförders liebstes Städtebauprojekt: Der Paulusanger soll dort entstehen. Zu diesem Zweck sind bereits die beiden Berufskollegs dem Erdboden gleichgemacht worden (das Sonntagsblatt berichtete).

Zu diesem Zweck aber auch ist der Garten von Große-Hovest, vormals als Brachland ausgewiesen, nun Baugebiet. Das bedeutet für den Eigentümer Erschließungskosten in Höhe von 65.000 Euro und daran anknüpfend höhere Grundsteuer.

„Ich habe hier während des Architektenwettbewerbs mehrere Fachleute in meinem Garten gehabt“, erinnert sich der Restaurator, der seine Werkstatt immer noch den modernen Standards (Energie und Wärmedämmung) anpasst, ohne die Substanz zu beschädigen. „Jeder hat geschwärmt, `das hätten wir doch alle gern` - und jeder hat es überplant.“ Wie im übrigen auch seinen Garten.

Da der Eigentümer nicht verkaufen und schon gar nicht seine Werkstatt abreißen will, sieht die Planung jetzt vor, in 60 Zentimetern Luftlinie an der Nordseite seines Ateliers eine 14 Meter hohe Mauer hochzuziehen. Das würde sämtlichen Lichteinfall sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss verhindern.

Das kann Große-Hovest natürlich nicht unwidersprochen hinnehmen und hat gegen den Bebauungsplan Widerspruch eingelegt und die sich daraus ergebende Klagemöglichkeit vor dem Verwaltungsgericht in Münster genutzt.

Seither stehen die Maschinen still.

Montag, 27. Februar 2012, 10:09 • Verfasst in Recklinghausen

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