Stress im Seniorenbeirat


Marl. Das schwierigste Marler Politik-Gremium hat einen neuen Vorsitzenden: Klaus Kahl (70) leitet jetzt den Senioren-Beirat der Stadt. Seine Vorgängerin Berta Holtmann (75) ist nach mehr als zwölf Jahren zurückgetreten: Die Disziplinlosigkeit der Senioren war unerträglich.

Die Mischung aus gemütlicher Rentnerrunde und profilsüchtigen Eiferern, erfahrenen Politikern und unerprobten Funktionsträgern war nicht unter einen Hut zu kriegen. Enttäuschung auf der einen Seite, Resignation. Die Vorsitzende Berta Holtmann musste Sticheleien hinnehmen und bisweilen aggressive Ausbrüche einzelner Beiratsmitglieder erleben. Wer was zu sagen hatte, quatschte los, scherte sich nicht um die Tagesordnung oder sonstige Regelungen.

Verstört hätten sich einige Aktive bereits zurückgezogen, berichten Beiratsmitglieder. Wie man mehr Ordnung in den „Hühnerhaufen“ bringen könne – sie zucken mit den Schultern. Auch Berta Holtmann sah keine Möglichkeiten und legte deshalb den Vorsitz nieder. „Ich wollte mir das nicht mehr antun.“

Ihre Stellvertreter (Gisela Brauckmann, Ursula Müller und Willi Kuprat) kennen das Dilemma. Sie wollten auch nicht den Vorsitz übernehmen und erklärten, sie seien zu alt.

Einstimmig hat der 25-köpfige Ausschuss Klaus Kahl (70) gewählt. Er war 33 Jahre lang im Jugendamt für Adoption und Pflegedienst zuständig (kennt also die Verwaltung) und ist seit langem Vorsitzender des Briefmarkensammelvereins (kennt also die Probleme eine Vereinsführung).

„Ich als Frau hatte es vielleichtet schwerer“, vermutet Berta Holtmann. Klaus Kahl wird aber kaum mit harter Hand die Geschicke in die Hand nehmen. Er duzt die Mitglieder und hofft auf eine freundschaftliche Zusammenarbeit. Berta Holtmann macht als einfaches Mitglied weiter mit, sie ist auch noch Vorsitzende der CDU-Seniorenunion.

Mittwoch, 25. Januar 2012, 14:13 • Verfasst in Marl

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