Foto: Heike Jordan, Gelsenzentrum e. V.

Vest. Der Marler Rolf Abrahamsohn ist Donnerstagabend mit einer besonderen Ehre ausgezeichnet worden. Er wurde zum Vestischen Ehrenbürger ernannt, die höchste Auszeichnung die der Kreis Recklinghausen zu vergeben hat. Rolf Abrahamsohn ist einer der Wenigen, die die Shoa überlebt haben und davon ein beredtes Zeugnis ablegt. Er wurde in der Nazi-Diktatur in verschiedene Vernichtungslager verschleppt und hat überlebt. Nach Kriegsende entschloss sich Abrahamsohn, in seine Heimatstadt zurückzukehren und ist seither unermüdlich engagiert für Versöhnung und ein friedliches Miteinander. Auch den Aufbau der jüdischen Gemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen hat der 86-Jährige nachhaltig mitgestaltet.

Landrat Cay Süberkrüb betrachtet in seiner Festrede es als besondere Ehre, diese Auszeichnung vornehmen zu dürfen. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Deshalb bewundern wir Ihre Stärke, Ihre Ausdauer und Ihren Lebenswillen, obwohl Sie auf brutalste Art und Weise Not, Angst und Verletzbarkeit während der NS-Zeit zu ertragen hatten. Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr Engagement für Demokratie und Toleranz. Und ich danke Ihnen ausdrücklich und herzlich für Ihren Versöhnungswillen.“

Die Ehrenbürgerin Schwester Johanna Eichmann hielt die Laudatio. In einer sehr bewegenden und sehr persönlichen Ansprache erinnerte sie an die Gemeinsamkeiten. So teilten ihr Großvater und Abrahamsohns Vater eine klitzekleine Mansarde in Belgien nach der Flucht aus Nazi-Deutschland. Sie fand anrührende Worte für die Macht der Erinnerung, die nächtlichen Gespenster der Vergangenheit, die sie mit dem Geehrten teilt.

„Lieber Rolf“, schloss sie, „die heutige Ehrung ist eine späte Wiedergutmachung fast 80 Jahre nach dem Beginn der ‚Hitlerei‘ Und es ist auch die Anerkennung der Tatsache, dass jüdische Menschen in der offenen Gesellschaft von heute nicht nur willkommen sind, sondern hier wieder zu Hause sind, unterschiedslos. Man ehrt Dich heute zu Recht.“