Oer-Erkenschwick (art). Im Osten ist es weit verbreitet, das Phänomen, im Adamskostüm auszuspannen, Sport zu treiben und Gesellschaft zu erleben. Und im Vest? Wie beginnt man hier bloß eine Geschichte über Menschen, die es schätzen, nackt zu sein? „Vielleicht mit der Erkenntnis, dass wir alle irgendwie Naturisten sind“, meint Fred Martschenke und lacht: „Wir alle tragen eben ab und zu Kleidung, das ist alles“.

Zwischen Oer-Erkenschwick und Marl gibt es einen abgelegenen Ort. Nahe der alten Jugendherberge ragt ein blickdichter Wall mit schwerem Tor in die Luft. Ringsrum das üppige Grün der Bäume, der Duft von Wald. Fred Martschenke kennt den Eingang: Er führt auf das Gelände des Familiensportbund Haard. Zusammen mit Barbara Beckmann parkt der überzeugte Naturist dort seit drei Jahren seinen Wohnwagen.

Hinter dem Tor beginnt ein Mikrokosmos: Das abgeschirmte Idyll aus Tannen, Zierhecken und Sportstätten weckt Erinnerungen an vergangene Urlaube. Auf 26.500 Quadratmetern gibt es 96 Wohnwagenstellplätze.

350 Mitglieder hat der Verein, darunter etliche Familien. Sie kommen aus der näheren Umgebung, aus dem ganzen Kreis und von noch weiter weg. Altersschnitt: 45 bis 50 Jahre.

So richtig sonnig ist es hier nicht, das Wetter will nicht, wie die Erholungssuchenden es wollen. Und: Niemand ist unbekleidet.

„Wir zwingen niemanden dazu, sich auszuziehen“, erklärt Sprecher Theo Geesmann. „Nur bei Sauna und Schwimmbard – da ist’s Pflicht.“

Gibt es Veranstaltungen? „Einige“, frohlockt Geesmann und zückt einen Kalender. Der ist prall gefüllt, etwa mit Tischtennisturnieren, mit Bogenschießen, Laufen, Volleyballspielen.

Was kostet das alles? „12,50 Euro pro Monat, egal wie groß die Familie ist“, sagt Geesmann. Standgebühr: 700 Euro jährlich.

Und wenn man kein Naturist ist? „Entweder man mag das, oder nicht“, erklärt Fred Martschenke. „Aber die Meisten, die es ausprobieren, bleiben dabei.“

Neugierig geworden? Infos gibt’s unter www.fsb-haard.de