Musiker ohne Heimat

Marl. Die Sticheleien rund um den Wettbewerb der Marler „Stadthymne“ haben den Blick ein wenig in die falsche Richtung gelenkt: Die Stadt hat ein musikalisches Potenzial, das seinesgleichen sucht. So viele Bands, Chöre, Einzelkünstler hat kaum eine andere Stadt aufzuweisen. Es gibt gar nicht genug Feste, um das ganze Können zu präsentieren. Was den Künstlern fehlt: Eine zentrale Veranstaltungsstätte als „Heimat“.

Eigentlich sei man in Marl gar nicht gut dran, fanden die Musikschaffenden, die sich erstmals zu einem Informationsaustausch im Café am Schacht 8 trafen. Bis vor zehn Jahren war das ein musikalischer Treffpunkt. Doch die Jugendeinrichtung endete in einem organisatorischen und finanziellen Fiasko. Anders als Nachbarstädte wie Haltern, Recklinghausen, Gronaus und Bocholt gibt es hier keine rege lokale Musikszene. Das hänge auch damit zusammen, dass Marl keine Innenstadt, keinen Kern mit Kneipen und Szenekultur habe, die derartige Initiativen positiv befruchten könnten, beklagt Peter Gesser (Chef der Formation „Löwenherz“).

Es gebe auch keine (nicht-kommerzielle) keine Halle, die Veranstaltungen für 200 bis 400 Personen zulasse, bedauerten die Musik. Verblüfft hörten sie, dass es bereits eine Unterstützung der Stadt gebe: Ein „Spiel- und Übungsstättenkataster“, das man über das Internet abrufen kann.

Die Musiker sind zu Recht verblüfft: Die Liste im Internet ist nur ganz schwer zu finden, nicht verlinkt, teils veraltet und bis heute nicht öffentlich beworben.

Vor zwei Jahren hatte die CDU eine Liste mit allerlei Angaben angeregt, im Februar erklärte die Verwaltung auf ausdrückliche Nachfrage, dass es diese Liste (mit 31 Spielstätten) mittlerweile gebe und eine Presseinformation in Vorbereitung sei. Bislang war nichts zu lesen.

Die Marler Musikschaffenden wollen sich weiter treffen und organiseren. Gedacht ist an eine halböffentliche Veranstaltungen mit einem selbstorganisierten musikalischen Beiprogramm, das auch Bürgern die Möglichkeit zur Teilnahme gibt.

Beim nächsten Treffen will man den Bogen noch weiter spannen, so Peter Gesser, „um auch insbesondere Vertreter jüngerer Bands und Musiker begrüßen zu können“.

Bild:

Auftakt für weitere Treffen der Marler Musikszene vereinbarten unter anderen die Mitglieder der Bands Vincebus, Sixxpack, Jukebox, Löwenherz, The Six Sense, bluesdays, Lihs&Erbling.

Montag, 25. Juli 2011, 16:14 • Verfasst in Marl

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