Facebook lädt zum Saufen am Kanal

Marl. Es kann ein gemütlicher Sommer-Sonntag werden. Vielleicht wird es aber auch hektisch bis chaotisch. Marl richtet sich auf beides ein. Denn was die Facebook-Party (Überschrift: „Richtig Dick Ein Saufen“) am 9. Juli am Kanal bringt, das ist unberechenbar. In vielen Städten brachten derartige Spontan-Veranstaltungen viel Ärger.

Die Einladung steht längst nicht mehr im Internet, die Facebook-Seite gibt es nicht mehr. Doch ganz schnell hatte es mehr als 800 Zusagen für die Party am Kanal gegeben. Der Ruderclub Marl war schockiert: Das beigefügte Foto zeigte sein Gelände.

Dabei hat der Verein doch schon seit Jahren Probleme mit jungen Menschen, die das RC-Gelände als Freizeitpark nutzen. Sie feiern, grillen und belästigen die Ruderer, die dort ihre Boote ins Wasser lassen, beklagt der Vereins-Vorsitzende Jürgen Zihla. „Sie nehmen das Kanalufer für Feten in Beschlag und hinterlassen ihren Müll. Manchmal sind es 200 bis 300 junge Leute.“

In einer Woche könnten es viel mehr sein. Neben den mehr als 800 Zusagen gab es 500-mal ein „vielleicht“, 1000 Absagen und noch 2800 offene Antworten.

Wie das mit der Einladung gelaufen ist, dazu hat die Stadt Marl eine Spur und eine konkrete Person. Es sei aber bislang nicht klar, ob sie nur der Verbreiter der Nachricht ist oder ob sie letztlich als Einlader auch verantwortlich für die Folgen (und die finanziellen Konsequenzen) ist. Ordnungsamt-Leiter Heinz-Peter Mühlenberg nach einem Gespräch mit dem „Einlader“: „Wir müssen das überprüfen, dass kann auch noch einige Zeit dauern.“

Von einer Absage oder einem Verbot ist nicht die Rede. 1000 friedliche Menschen könnte der Platz verkraften. Aber die Party könnte auch in Gewalt enden, jedenfalls bereitet sich Marl auf diese Möglichkeit vor. Das Ordnungsamt wird Präsenz zeigen. Mit der Polizei wird ein Handlungskonzept noch abgestimmt, kündigt Stadt-Pressesprecher Rainer Kohl an. Auch die Wasserschutzpolizei wird eingebunden, schließlich liegt der Partyplatz unmittelbar am Wasser in direkter Nähe zu einer Brücke.

Die Stadt warnt vorsichtshalber vor der Party: Es sei keine organisierte Veranstaltung, es gebe also weder Ordnungsdienst noch Toiletten noch Zugangsbeschränkungen. Wer auf der sicheren Seite sein will, der solle sich nicht in die Gefahr begeben.

Die Stadtverwaltung sieht sich juristisch auf unsicherem Boden: Kann man bei Facebook einen „Veranstalter“ herausfinden und verantwortlich machen? Die Gesetze müssen hinter der Realität herlaufen.

Dienstag, 28. Juni 2011, 15:42 • Verfasst in Marl, Vest

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