Luise Rinser verunsichert Marl

Marl. Sie hat Kinder- und Jugendbücher geschrieben, viel Autobiographische, Romane, Erzählungen. Sie wurde in Korea, Italien und in der DDR ausgezeichnet. In Marl wurde 2006 ein Weg nach der deutschen Schriftstellerin Luise Rinser (1911-2002) benannt. Fünf Jahre später kommen Zweifel auf: Ist sie wirklich die Kämpferin gegen die Nazis und das moralische Gewissen gewesen, für das sie sich ausgab. Die Marler Politiker sind verunsichert und denken darüber nach, die Straße umzubenennen.

Auslöser ist eine neue umfangreiche Biografie, die vor zwei Monaten erschien und an der auch ihr Sohn Christopher mitarbeitete. Ergebnis: Sie war wohl nicht die unbescholtene Vorzeige-Deutsche. Sie hat offenbar als Junglehrerin ihren Schulleiter denunziert, einen Juden, sie schrieb Hitler verehrende Gedichte.

Die Bürgerliste Wir für Marl hat jetzt beantragt, den Ratsbeschluss von 2006 wieder aufzuheben. Damals standen für eine neue Stichstraße in Hüls Luise Rinser und Berta von Suttner als Namensgeber zur Wahl.

Die Politiker waren auf der letzten Ratssitzung verunsichert. Die SPD sprach von „schwerer Kost“ und davon, dass man das nicht abschließend bewerten könne. Die WG Grünen hielten den Namen für nicht zeitgerecht, die FDP meinte, die Namensgebung sei Teil der Marler Geschichte. Die Bürgerunion verwies auf andere Schriftsteller (z.B. Grass), die sich in jungen Jahren für den Nationalsozialismus begeistert hätten. Siegfried Schönfeld (fraktionslos) machte darauf aufmerksam, dass Grass später kritisch seinen früheren Einstellungen gegenüber gewesen sei, Rinser habe aber die Welt ihr Leben lang belogen.

Die CDU schlug vor, die zehn Familien zu befragen, die an der Straße wohnen. So wie man das bei einer geplanten Umbenennung im Volkspark schon einmal gemacht hatte. Dem schloss sich der gesamte Rat an.

Wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus sollte vor einigen Jahren die Carl-Duisberg-Straße umbenannt werden. Das beantragte damals die WG Grünen. Sie verwiese darauf, dass der Chemiker an der Entwicklung des Giftgases beteiligt war, mit dem Juden umgebracht wurden. Marler Chemiker verwiesen auf die großen wissenschaftlichen Leistungen von Duisberg. Die Diskussion wurde zur endgültigen Klärung in einen Arbeitskreis der VHS verlegt. Dort versandete die Diskussion.

Sonntag, 19. Juni 2011, 16:49 • Verfasst in Marl

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