Vest. Vor drei Jahren war die Aufregung groß, heute redet keiner mehr darüber: Die Einführung des Rauchverbots in Gaststätten sorgte für Proteste von Wirten und Gästen. Einige Wirte sorgten für bauliche Trennungen in Raucher- und Nichtraucherbereiche, andere erklärten ihre Gaststätte zu „Raucherclubs“ und viele machten einfach weiter. Letzteres ist die Regel geworden.

Der Ruf nach der „Raucherpolizei“ ist verhallt. Die Rauchverbots-Schilder wurden wieder still entfernt. Eine Kontrolle findet nicht statt. Die zuständigen Ordnungsämter bitten um Verständnis: Personalmangel und wichtigere Aufgaben würden sie von einem flächenmäßigen Überprüfen abhalten.

„Bei Jugendschutzkontrollen achten wir natürlich auf rauchende Kinder“, erklärt Heinz-Peter Mühlenberg, Leiter des Marler Ordnungsamtes. Wirte, die das Rauchverbot nicht durchsetzen, müssen mit einem Bußgeldbescheid rechnen – wenn es eine Anzeige gibt.

Doch die gibt es nicht, es gibt überhaupt keine Beschwerden über verbotenes Rauchen. Das war im Sommer 2008 noch anders, als sich beispielsweise ein Eisdielen-Betreiber im Marler Stern energischen Ermahnungen ausgesetzt sah (das Sonntagsblatt berichtete). Am Ende entschloss er sich zu einer gläsernen Trennwand in seinem Betrieb. Seitdem ist das Thema erledigt.

Noch einmal gab es eine (theoretische) Aufregung, als das Oberverwaltungsgericht Münster im April dieses Jahres entschied, dass Gaststätten als Raucherclubs unzulässig seien. Mulvany’s Irish Pub in Alt-Marl war diesen Weg gegangen, mehrere tausend Gäste mussten sich registrieren und erhielten einen Mitgliedsausweis. Kurz nach dem Urteil kündigte der Betreiber an, seine Gaststätte habe keine 75 qm und falle deshalb nicht unter das Rauchverbot.

Seine Sorgen waren gar nicht bis zum zuständigen Ordnungsamt durchgedrungen. Das hatte sich weder um seinen Raucherclub gekümmert noch eine Schließung des Pubs in Erwägung gezogen.

Abwartende Gelassenheit war bislang der richtige Raucher-Weg. Trotzdem ist Heinz-Peter Mühlenberg (selber Raucher) gespannt, wie es weitergeht. Eine Verschärfung des Nichtraucher-Gesetzes ist geplant. Vielleicht ist das Ordnungsamt dann noch mehr gefordert.