Es ging zu wie bei Hempels unterm Sofa

Herten. Geld versteckt, Akten unerledigt im Keller gestapelt, Schecks unterschlagen, Gebühren an sich genommen, Belege gefälscht: Im Amtsgericht Gelsenkirchen ging es wie in einem Krimi zu. Doch nicht in einem Gerichtssaal, sondern hinter den Kulissen, in der Gerichtszahlstelle. Eine 43-jährige Hertenerin ist jetzt angeklagt, es geht um fast 1000 Vorfälle.

Zwei Jahre lang lief alles glatt, keiner merkte offenbar, das Geld und Akten fehlten. Erst bei einer Kassenprüfung im Juni 2009 wurde ein Fehlbetrag von 40.000 Euro festgestellt. 25.000 Euro fand man in einem Vorraum der Zahlstelle und in einer benachbarten Registratur. Dort soll Monika J. das Geld versteckt haben, das sie 2009 in der Gerichtszahlstelle in verschiedenen Beträgen an sich genommen hatte.

Aber sie hatte auch noch andere Aufgaben zu erledigen: Mahnsachen, Hinterlegungen, Beratungshilfe, Kirchenaustritte, Vormundschaften, Pflegschaften, Adoptionen und Kostenberechnungen in Verfahren zur Abnahme der eidesstattlichen Versicherung. Seit 2007 soll sie überwiegend unerledigte Akten im Keller gelagert haben. Dort wurden sie im Oktober 2010 bei einer gezielten Suche gefunden: 508 Vorgänge: unerledigte Verfügungen, unbearbeitete Eingänge, nicht erledigte Fristvorlagen. Zwei Monate zuvor waren bereits 51 Vorgänge gefunden worden, die Schriftstücke lagen im Kellerflur des Archivs, „um sie nicht zu bearbeiten“, wie es jetzt in der Anklage heißt.

Im Oktober 2008 soll sie zwei Schecks über 27.500 Euro und 23.800 Euro an sie genommen haben, die 13 Monate später bei einer Sonderprüfung wiedergefunden wurden.

Zu den Aufgaben der Hertenerin gehörten auch die Kirchenaustritte. 427 Verfahren konnten nicht wieder aufgefunden werden. Die Vorgänge sollen von der Angeklagten aus den Geschäftsräumen entfernt oder vernichtet worden sein.

Das Verfahren der Kirchenaustritte kostet 30 Euro, das Geld ist bar zu zahlen. 2008 und bis Juni 2009 soll die Angeklagte in 84 Fällen das Geld entgegen genommen haben. Um eine ordnungsgemäße Erfassung vorzutäuschen, so der Vorwurf, habe sie außerhalb der Software Zahlungsanzeigen hergestellt, indem sie Ablichtungen von einer echten Zahlungsanzeige fertigte oder ein Muster über ihren PC herstellte und es dann mit den Personalien und dem Geschäftszeichen ergänzte.

Untreue, Urkundenfälschung, Betrug und Verwahrungsbruch werden der 43-Jährigen vorgeworfen. Prozessbeginn vor dem Landgericht Essen: 1. April.

Samstag, 26. März 2011, 14:33 • Verfasst in Vest

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