Aus dem Marler Rathaus soll ein Denkmal werden

Das Marler Rathaus, Anfang der 1980er Jahre, eingepackt zur Sanierung wie von Christo.

Marl. Die Frage taucht immer mal wieder auf: Lohnt sich die Sanierung des Rathauses noch? Oder wäre ein Neubau nicht günstiger? Eine ernsthafte Prüfung ist immer gescheitert: Die Politik hält am 60er-Jahre Gebäude fest. Selbst wenn die Mitarbeiter in den beiden Türmen darunter körperlich leiden. Jetzt fordert Jörg Köper (UBP) eine Überprüfung. „Hierbei sollen die Kosten für eine Gesamtsanierung der beiden Rathaustürme und die Kosten für einen Neubau gegenüber gestellt werden.“

Hässliche Betonklötze oder genialer Ausdruck des Zeitgeschmacks? Ersteres sind die regelmäßigen Reaktionen von Marl-Besuchern. Das zweite ist die Bewunderung von Fachleuten. Und das soll nun festgeschrieben werden. Denn das Rathaus soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Und damit wird es unveränderbar.

Was die dringende Sanierung noch schwieriger macht. Mitarbeiter beschweren sich über eindringendes Wasser, zugig Fenster, dünne Wände. 2007 kam ein arbeitsmedizinisches Gutachten zu der Erkenntnis, die Arbeit in den Türmen müsse auf der Stelle aufgegeben werden. Die Verwaltung konnte das Problem mit einigen kleineren, kostengünstigen Eingriffen abwenden.

Da war schon längst klar, dass das Rathaus saniert werden muss.

Vor fünf Jahren wurden die Gesamtkosten auf 18 Millionen Euro geschätzt, letztes Jahr hatte man nur noch die Sanierung der beiden Türme im Sinn, was 10,3 Millionen kosten sollte, mit 1,7 Millionen wollte man schon mal beginnen – die Aufsichtsbehörde genehmigte die Investition nicht.

Die Sanierung werde wohl sehr kostenintensiv und mit erheblichem Aufwand verbunden sein, vermutet Jörg Köper in der Begründung seines Prüfauftrages. Im Rathaus weiß man längst, dass das stimmt.

Eine komplette Abdichtung der zugigen Türme, deren Heizung meist über das Öffnen von Fenstern reguliert wird, ist unmöglich. Nicht einmal, wenn massiv in die Außenfassade eingegriffen wird. Es bleibt bei den enormen Heizkosten.

Das bestätigte jetzt auch Baudezernent Wolfgang Seckler im Ausschuss für den Zentralen Betriebshof. Es sei ein Irrtum zu glauben, eine Sanierung lasse sich langfristig durch das sinkende Heizkosten gegenrechnen.

„Aus ökologischer Sicht würde ein Neubau sicherlich Sinn machen (Energieeffizienz, besser Abdichtungen, moderne Heizungsanlagen)“, spekuliert Köper völlig richtig.

Außerdem könne man bei den Planungen ein extrem bürgerfreundliches Rathaus entwerfen – für diese Erwartung gibt es keine Basis. Die Marler wollen einfach nicht auf dieses Symbol ihrer Stadt verzichten.

Samstag, 5. März 2011, 15:30 • Verfasst in Marl

1 Kommentar:

Sozialdemokratischer Realismus am City-See (Marl) | ueberallistesbesser.de schrieb,

Pingback • 4. April 2013 @ 16:33

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