Teurer Unfug oder Erlösung?

Recklinghausen (hn). Jahrelang war er immer wieder ein Gesprächsthema zwischen Stadtverwaltung und Bahn: Der Bahnübergang an der Hochlarmarkstraße. Jetzt ist das Projekt Untertunnelung endgültig angestossen worden, Stadt und Deutsche Bahn sind sich einig und auch die Finanzierung scheint gesichert. Baubeginn soll 2013 sein – zwei Jahre später soll der Tunnel dann fertig sein.

Autofahrer, die regelmässig dort unterwegs sind, bezeichnen den Übergang auch als „Glückauf-Schranke“. Denn man braucht schon Glück, um nicht vor den rot-weißen Barken anhalten zu müssen. Teilweise verkehren die Personen – und Güterzüge hier im fünf -Minuten-Takt. Das hat zur Folge, dass die Schranken lange und oft geschlossen bleiben, von Rekordzeiten bis zu 40 Minuten wurde berichtet.

Der Grund für die langen Wartezeiten ist unter anderem in den Sicherheitsvorschriften der Deutschen Bahn zu finden: Bevor ein Gleisabschnitt nicht frei ist (will heissen ein Zug befindet sich in einem Abschnitt zwischen zwei Punkten), darf der Bahnübergang nicht freigegeben werden. Und wenn in Stoßzeiten Zug nach Zug unterwegs ist, müssen sich die Passanten und Autofahrer in Geduld üben. Manche Fußgänger ließen sich sogar dazu hinreißen, die Gleise einfach zu übertreten, während die Schranken noch unten seien, berichtet ein Sprecher der Bahn und warnt eindringlich vor dieser Praxis. Die Züge seien mit Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h unterwegs. Da könne man den Abstand nur schwer einschätzen.

Was für die Autofahrer eine Erlösung darstellt, ist allerdings für manchen Zeitgenossen einfach nur teurer Unfug. Der Tunnel sei mittlerweile überflüssig, da die nahe gelegene Zeche schon lange nicht mehr existiere, so ein Anwohner, der nicht genannt werden will. Es sei noch niemand an einem Herzinfarkt oder Tobsuchtsanfall an den Schranken gestorben. Zudem wird kritisiert, dass die Betriebe und Dienstleister im Umfeld während der Bauarbeiten einen erheblichen Umsatzrückgang in Kauf nehmen müssten.

Die Verträge zwischen der Stadt und der Netz AG der Deutschen Bahn sollen noch in diesem Jahr unterschrieben werden. Die Finanzierung teilen sich Stadt, Bahn und Bund zu gleichen Teilen. Rund 80 Prozent der 3,6 Millionen Euro, die Recklinghausen zahlen muß, übernimmt das Land NRW. Tatsächlich losgehen kann es aber erst, wenn auch das Eisenbahn-Bundesamt das Projekt absegnet.

Montag, 31. Januar 2011, 16:39 • Verfasst in Recklinghausen

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