Das wichtigste ist eine sehr gute Tarnung

Sythen (rk). Er versteckt sich in einem Mini-Zelt, nur ausgerüstet mit Stuhl, Stativ und eisernem Willen. Seit 30 Jahren ist er in Deutschland unterwegs, fast immer in die Nähe von Fischteichen. Der Sythener Hans Leipholz ist hinter Seeadlern her und hinter Kranichen. Seine „Waffen“ sind hochwertige Kameras, sein Ziel sind außergewöhnliche Tierfilme.

Es ist ein hartes Hobby und die öffentliche Resonanz ist bescheiden. Doch noch ist sein Filmprojekt nicht abgeschlossen.

1981 begann er mit dem Filmen, vor elf Jahren legte er sich eine neun Kilo schwere, fernsehtaugliche Digitalkamera zu, 2008 eine kleine HD-Kamera, nur noch sechs Kilo schwer.

Bis vor vier Jahren war er mit dem Halterner Fotografen Bernd Lamm unterwegs, zunächst am Müritzsee in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Ziel waren Seeadler, deshalb fuhren sie bis an die polnische Grenze.

Dort warteten sie mit Spezialobjektiven auf die Tiere. „Das wichtigste ist eine sehr gute Tarnung“, weiß Leipholz. Seeadler können achtmal schärfer sehen als Menschen, das erschwert das Filmen. Bekommen die Seeadler Junge, dann werden die Horste wegen der extremen Scheu der Tiere 300 Meter im Umkreis gesperrt. „Uns blieb nur, die Adler beim Fischen zu beobachten. Einmal saßen wir bei minus 21 Grad zwölf Stunden im Zelt.“

Seit zwei Jahren konzentriert sich der Halterner auf Kraniche, sozusagen als filmische Ergänzung des „Lebensraum Seeadler“ – so soll sein Film heißen. Dafür war er zuletzt im Oktober zehn Tage am Gahlenbecker See bei Heinrichswale in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Kranich-Paradies „mit Fischzuchtanlagen so groß wie der Hullerner Stausee“.

Die faszinierende Welt, die der 66-jährige ehemalige Maschinenbautechniker im Laufe der Jahre eingefangen hat, findet aber kein großes Publikum. Vor sieben Jahren lobte das ZDF den zehnminütigen Probefilm, doch man kaufe nur noch Tierfilme von der BBC, war die Antwort. Er solle es doch mal mit den dritten Programmen versuchen. Aber der MDR wollte nur noch Zoofilm-Produktionen. Beim WDR habe er es gar nicht erst versucht, „weil man ohne Beziehungen keine Chance hat“.

Die Enttäuschung des Hobby-Filmers schlägt bis ins Portemonnaie durch. Die Erstellung eines 45-Minuten-Films kostet 15.000 bis 20.000 Euro. „Ich habe 70 bis 80 Stunden Filmmaterial über Seeadler und rund 20 Stunden über Kraniche.“

In zwei bis drei Jahren möchte Hans Leipholz sein Filmprojekt „Lebensraum Seeadler“ abgeschlossen haben. Er will versuchen, ihn bei der Nabu unterzubringen, um einen Teil seiner Kosten wieder reinzuholen. „Sonst führe ich den Film bei Naturschutzgruppen oder Sozialeinrichtungen vor.“

Hans Leipholz hat auch die DVD-Reihe „Sythen – ein Jahrhundert“ herausgebracht. Der letzte Teil folgt Ende 2011.

Foto

Hans Leipholz mit seiner alten (links) und neuen Kamera, dahinter eine Kranich-Filmszene

Samstag, 29. Januar 2011, 15:35 • Verfasst in Haltern

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