Stadtwerke sollen Marl endlich reich machen

Das Marler Werk im Jahre 1953

Marl. Vor 43 Jahren hat Marl damit das schnelle Geld gemacht: 31,2 Millionen Mark gab es 1967 von der VEW für die Marler Stadtwerke, das „Eltwerk“. Heute denkt die Stadt darüber nach, wieder ins Elektrizitätsgeschäft einzusteigen. Ohne Stromerzeugung, ohne Leitungen, lediglich als Vermarkter.

Die „Marler Energie-Vertriebsgesellschaft“ startet schon vor der exakten Prüfung mit höchsten Erwartungen. Herten hat eine Energiegesellschaft, Haltern hat eine, Recklinghausen prüft sie, Dorsten denkt darüber nach. Die Vorab-Einschätzung der Stadtverwaltung: Ein Geschäftsmodell, „das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit realisierbar und wirtschaftlich ist“. Ähnlich optimistisch sehen es viele Politiker, aber nicht alle. Von großen Chancen wird geredet, aber auch von Risiken. Die Verwaltung habe kein Fachpersonal.

Deshalb wolle man auch eine „sinnvolle Partnerschaft“ eingehen, so die Verwaltung. Mit Herten habe man bereits die Gründung einer Vertriebsgesellschaft (ohne Netz) und die Gründung von Stadtwerken (mit Netzübernahme) diskutiert.

Letzteres sei nicht ernsthaft angestrebt, so Bürgermeister Werner Arndt. Aber man wisse ja nicht, wie sich der Markt entwickle. Im Rat warnte der Kämmerer Dr. Michael Gläseker, überschuldete Städte könnten es sich nicht leisten, riskante weltweit agierende Energieunternehmen zu kaufen.

Aber das ist auch nicht Marls Thema. Die Stadt wolle Zwischenhändler werden, Strom an Bürger verkaufen und so verdienen. Ein Geschäft wollte die Stadt auch schon mal mit der Gründung von stadteigenen Gesellschaften (ZBH, Immobilien) machen – es ging daneben. Ein Riesenverlust gar waren die von Fachleuten begleiteten Finanzgeschäfte.

Erst mal geht es jetzt um eine Prüfung und um einen Erfahrungsaustausch. Die Ergebnisse werden dem Rat für eine Grundsatzentscheidung vorgelegt. Damit waren die Politiker einverstanden.

Übrigens: Als Reingewinn des Stadtwerke-Verkaufs im Jahr 1967 flossen nur 14 Millionen in die Stadtkasse. Trotzdem wurde noch im selben Jahr entschieden, den dritten und vierten Verwaltungsturm nicht zu bauen. Dafür wollte man die Millionen nicht ausgeben.

Sonntag, 26. Dezember 2010, 14:22 • Verfasst in Marl

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