Waltrop. Ein kleines Tränchen der Rührung fließt Rosemarie Umbach über die Wange. Gerade hat sie mit anderen Patienten der geriatrischen Tagesklinik zu „Leise rieselt der Schnee“ getanzt. Im Sitzen. Tanzen im Sitzen? Viele mögen jetzt irritiert sein und denken: „Geht doch gar nicht“. Falsch. Und wie das geht, zeigt Angelika van Schagen. Sie ist die bundesweit einzige Tanz-Leiterin in Festanstellung. Alle anderen Tanz-Leiter (auf das Wort Leiter wird ausdrücklich bestanden) arbeiten auf Honorarbasis.

Tanzen im Sitzen ist eine eigenständige Tanzform, die speziell auf die körperlichen, geistigen, psychischen und sozialen Gegebenheiten älterer Menschen abgestimmt ist. „Die Tänze haben eine feste Form“, erzählt Angelika van Schagen. Jede Tanzstrophe hat ein ausgewogenes Maß an Bewegungen, das dem Aufnahmevermögen der entsprechenden Zielgruppe angepasst ist. Zudem muss jeder Tanz nach Takten ausgearbeitet werden, damit die Bewegungen im Einklang mit der Musik sind.

In der geriatrischen Tagesklinik in Waltrop ist der wöchentliche Termin bei den Patienten sehr beliebt. „Wir freuen uns schon Tage vorher auf die Tanzstunde“, meint Siegfried Sperhake. Der Rentner ist so gar kein Tanzmuffel wie viele seiner männlichen Zeitgenossen. Die Bewegungen im Sitzen machen allen Teilnehmern Spaß. „Aber manchmal ist es auch anstrengend, weil es eine Therapie ist“, so Tanzfan Heinz Plath.

Jede Stunde steht unter einem anderen Motto. Schlager, Märchen, Volkslieder, Film/Funk/Fernsehen, oder wie dieses Mal Weihnachten. Die unterschiedlichen Musikrichtungen kommen bei allen gut an. Selbstverständlich können auch Wünsche eingereicht werden.

Der Spaß, den die Teilnehmer bei ihren Treffen haben, zeige sich auch medizinisch, so Angelika van Schagen. So seien positive Auswirkungen von Ärzten schon in vielen Fällen festgestellt worden. Und das wiederum sei eine wunderschöne Bestätigung für ihre Arbeit, meint die 57-jährige Waltroperin.