Mauerfall: Ein Stadtteil behält sein Gesicht

Marl. Verliert ein Stadtteil seine Identität und trennt sich bis auf einen kleinen Rest von den letzten Überbleibseln der Zeche Brassert? Die Sorge hat am Donnerstagabend der Rat genommen: Markenkontrolle, Pförtnerhaus, Gesundheitshaus und der größte Teil der Mauer sollen stehen bleiben.

Im Stadtplanungsausschuss hatte die Verwaltung noch das Signal ausgesandt: Geld für einen Erhalt ist nicht da. Insbesondere nicht für das südliche kurze Mauerstück (Richtung Marktplatz), das auf unsicherem Fundament stehe.

Nicht zum ersten Mal macht die SPD darauf aufmerksam, dass viele Menschen im Stadtteil eine enge Beziehung zu „ihrem“ Pütt haben und diese Symbole bleiben müssen. Die Zeche war vor 32 Jahren geschlossen worden.

Der Vorschlag stieß nicht auf einhellige Gegenliebe. Ein Wegfall der langen Mauer könnte die Brassertstraße freundlicher machen. Und sie verdecke den Blick auf einen Freizeitpark, auf den Marl stolz sei. Robert Heinze (FDP): „Die Menschen wissen gar nicht, was dahinter ist.“

Die Bürgerunion gab zu Bedenken, die Vermarktung eines Gebäudes mit Auflagen sei schwierig. Jörn Friedrich: „Können wir es uns leisten, die Gebäude zu unterhalten?“

Die CDU hatte bereits im Stadtplanungsausschuss darauf hingewiesen, dass der Verkauf des alten Gesundheitshauses (in dem bislang ein Teil des Zentralen Betriebshofes untergebracht war) für die Finanzierung des ZBH-Neubaus dienen sollte.

Peter Wenzel (SPD) machte sich für den „traditionsreichen Stadtteil“ stark. Er bedauerte, dass schon so viele Gebäude abgerissen worden sind.

Als sich in der Diskussion zeigte, dass es Verwirrung um die Gebäude (insbesondere die Mauer) gab, brach der Rat die Debatte ab: Alles (außer einem Mauerstück) bleibt stehen, so der Beschluss.

Die Frage, ob die lange Mauer unverändert bleibt (keine Aufarbeitung? Keine Durchbrüche?) blieb offen. Das Argument, die diene als Lärmschutz, konnten Brasserter nicht teilen. Sie hatten andere Erfahrung gemacht. Das Argument, es diene als Schutz vor Kindern, die dann überall über die Straße stürmen könnten, zog bei den Ortskennern auch nicht: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnten keine Familien mit Kindern.

Samstag, 25. September 2010, 14:05 • Verfasst in Marl

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