Das Medieninstitut trennt sich von „Adolf“

Marl. Das Aushängeschild der Stadt steckt in einem tiefen Wandel: Das Adolf-Grimme-Institut (AGI), dessen Hauptaufgabe bislang in der Vergabe des renommierten Fernsehpreises lag, bekommt einen neuen Schwerpunkt, wird sich deutlich vergrößern, erhält voraussichtlich einen neuen Gesellschafter und wird seinen Namen samt Logo ändern.

Auslöser für die Umwälzungen ist die Übernahme des Europäischen Zentrums für Medienkompetenz (ecmc), das 1997 gegründet wurde und seinen Sitz im Sparkassenhochhaus in Hüls hat. Während das ecmc „Medienkompetenz auf breiter gesellschaftlicher Ebene fördern“ sollte, liegt die Aufgab des AGI beim Beobachten von Medienangeboten sowie im „Kompetenztransfer zwischen den gesellschaftlichen Gruppen“.

Noch in diesem Jahr werden die Mitarbeiter im AGI zusammenrücken, um Platz für die 15 Mitarbeiter des ecmc machen. Konkrete Überlegungen über einen An- oder Neubau gibt es nicht.

Aber die Aufgaben des Instituts werden neu beschrieben. Und das Institut erwartet im nächsten Jahr einen neuen Gesellschafter in der GmbH: Das Land NRW. Bislang wird die Gesellschaft von der Filmstiftung NRW, der Landesanstalt für Medien (LfM), ZDF, WDR und der Stadt Marl getragen. Das Land, so hofft Dr. Ulrich Spies (Referatsleiter Adolf-Grimme-Preis) werde die Finanzlage der Einrichtung stärken. Die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Groß (Marl) und Frank Schwabe (Recklinghausen), die das Institut besuchten, sagten zu, sich dafür einzusetzen.

Die Stadt Marl gibt dem Institut einen kräftigen finanziellen Zuschuss, den sie aber als Miete für das Gebäude gleich wieder weitgehend einkassiert. Die Bürger erleben vom Glanz der Preisverleihung kaum etwas. Die Übergabe im Theater ist erlesenen Gästen und Beteiligten vorbehalten. Die Presse bleibt außen vor, neuerdings auch bei der anschließenden Grimme-Party im Institut.

Der Wunsch, vielleicht nachträglich im Institut einmal die ausgezeichneten Sendungen sehen zu dürfen, kann nicht erfüllt werden, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Unlösbare urheberrechtliche Probleme, so das Institut.

Demnächst wird es sich auch vom einem Teil des Namensgebers trennen. Aus „Adolf-Grimme-Institut“ soll nur noch „Grimme-Institut“ werden. Dafür muss die Schrift am Institut ebenso geändert werden wie alle Papiere bis hin zu den Hinweisschildern in der Stadt (und was ist mit dem Straßenschild „Adolf-Grimme-Straße“?).

Die Änderung räumt aber auch mit Ungereimtheiten auf: Im Telefonbuch findet sich das Institut unter „Adolf Grimme“. Im Internet aber unter „Grimme“.

Nur eine Verwechslungsgefahr wird dadurch erleichtert: Es gab schon Prominente, die sprachen vom „Gebrüder-Grimme-Preis“. Kein Märchen!

Samstag, 28. August 2010, 12:14 • Verfasst in Marl

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