Firma kommt mit dem Strauchschnitt kaum nach

Dorsten. Zum Versteckspielen sind sie bestens geeignet: Mannshohe Sträucher in der Spielstraße Wullbrey in Wulfen geben Kindern reichlich „Deckung“. Deren Eltern finden das üppige Straßengrün aber gar nicht toll: Autofahrer könnten spielende Kinder leicht übersehen. Besonders wenn sie mehr als die geforderte Schrittgeschwindigkeit fahren.

Mächtige Grünanlagen sind nicht nur das Problem einer einzelnen Straße in Dorsten. Besonders in Hervest und noch mehr in Wulfen-Barkenberg muss pausenlos geschnitten werden, um mit dem Wuchs mithalten zu können. Unübersichtliche Stellen gibt es überall. Die Stadt ist nicht selber zuständig. Sie hat die Aufgaben an Fremdfirmen vergeben.

Die Entscheidung stammt noch aus einer Zeit, als Privatisierung als Chance gesehen wurde, Geld zu sparen. Dorstens Grünanlagen wurden in vier „Lose“ aufgeteilt, die Arbeiten wurden ausgeschrieben.

Als vor einigen Jahren ein holländisches Unternehmen den Zuschlag für Barkenberg erhielt, gab es Irritationen. Und wegen deren teilweise konsequenten Vorgehensweise auch mal Protest: Als Riesenbüsche auf den Stock gesetzt wurden. Doch die Aufregung legte sich.

Die Holländer sind weg, jetzt ist ein Unternehmen aus Bocholt den Zuschlag erhalten, weil es noch günstiger ist. Und weil es gleich für alle vier Lose das billigste Angebot abgab, betreut es ganz Dorsten und erhält dafür rund 400.000 Euro jährlich.

Ausschließlich der Preis sei das Kriterium für die Auftragsvergabe, erklärt Dorstens Pressesprecherin Lia Bauckhorn. Wie gut die Pflegeleistungen seien, könne man erst im Laufe der Zeit feststellen. Auch für die Unternehmen, die an der Ausschreibung teilnehmen, sei das ein Risiko: Der Aufwand für das grün-intensive Barkenberg könne leicht unterschätzt werden.

Um den tiefsten Preis anbieten zu können, setzten die Unternehmen nicht nur Fachkräfte ein, sondern ganz wesentlich auch angelernte Helfer. Entsprechend unterschiedlich sehen die Ergebnisse aus: Vom krausen Wellenschnitt bis zum abgezirkelten Formschnitt.

Dorstener Unternehmen beklagten mittlerweile, dass sie in den letzten Jahren kaum noch zum Zug gekommen sind. Und eigentlich kennen sie auch die Antwort: Sie hätten einen guten Ruf zu verlieren und wollten nicht den billigen Jakob spielen.

In Wulfen jedenfalls war die Firma nach den Anliegerbeschwerden prompt wieder vor Ort und schnitten die Sträucher herunter. Trotzdem waren die Eltern nicht völlig zufrieden. Bald hätten die Büsche wieder ihre alte Höhe erreicht. Bei zweimal Schneiden im Jahr sei der nächste Ärger schon abzusehen.

Dienstag, 24. August 2010, 11:42 • Verfasst in Dorsten

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