Selbst geprägte Münzen halfen aus Finanzklemme
Vest. Wenn es ums Geld geht ist Kreativität gefragt. Besonders, wenn kein Geld da ist. Während den finanzschwachen Städten heute nur die Hoffnung auf einen Kredit bleibt, gingen sie vor mehr als 400 Jahren das Thema ganz anders an: Die Städte prägten Geld, auch wenn sie das nicht durften. Das gab dann mächtig Ärger, wie Haltern Ende des 16. Jahrhunderts erfahren musste.
Nach den Wirren des Spanisch-Holländischen Krieges, Zwangssteuern (Kontributionen) und Einquartierungen waren die Städte verarmt. zwischen 1546 und 1633 machten die Bischöfe von Münster als Landesherren von ihrem Münzrecht (bis auf zwei Jahre) keinen Gebrauch.
Deshalb gingen die Städte die Sache selber an: 1560 Münster, 1578 Coesfeld, 1590 Dülmen 1592/93 Haltern. Letztere schlug 1-, 3- und 6-Pfennig-Münzen im Gesamtwert von 50 Reichsthalern. Für „Großgeld“ aus Silber oder Gold war kein Material da.
1594 erfuhr der Bischof von Münster von dem eigenmächtigen Vorgehen und schickte Beamte nach Haltern, um die Hintergründe zu erfahren. Die Amtsleute zu Dülmen berichteten von Prägungen aus dem Jahr 1592, Erhalten geblieben sind aber nur Münzen aus dem Jahr 1593.
Die Leute des Bischofs fanden heraus, dass der Halterner Kleinschmied Johann Stickelingh das Prägeeisen gefertigt hatte und der Dülmener Goldschmied Johannes Brauns den Stempel geschnitten hatte. Zusammen mit dem Zinngießer Mathiesen zum Broich prägten sie dann die Münzen im Auftrag des Rates der Stadt Haltern. Als Lohn erhielten sie für je zehn Reichsthaler gemünzten Stadtgeldes einen Reichsthaler.
30 Jahre später, im 30-Jährigen Krieg, litt Haltern schwer unter dem Treiben der kaiserlichen Truppen. Der Bischof brach den Widerstand und Haltern (wie auch andere Städte) schwer büßen.
Trotz des ausdrücklichen Verbotes ließ Haltern 1624 noch einmal Münzen schlagen. Am 2. Dezember 1624 schrieb die Regierung an den Rentmeister und Drosten zu Dülmen, „Haltern habe sich trotz ergangener Privatien Ihrer angemaßten Privilegien eine gute Anzahl Kupfernen Sorten zu müntzen sich verkühnet, welche vermessen thadth den keineswegs ungeahndet nachzusehen sei“. Der Rat erklärte, Haltern hätte den Soldaten wöchentlich zehn und später sogar 20 Schilling zu zahlen, obwohl das Stadtsäckel leer war.
Dabei wollte eigentlich niemand das Halterner Geld wegen seines geringen Gewichts haben. Im Vest Recklinghausen war es nicht üblich und die Annahme wurde verweigert, ebenso in Münster, Dorsten, Wesel, Dülmen und Coesfeld. Vermutlich wurde das Halterner Geld eingezogen und vernichtet – und deshalb ist es heute so selten ist.
300 Jahre später prägte Haltern noch einmal Geld: 10-Pfennig-Stücke im Jahr 1921. Auf der Vorderseite mit dem Kpf des Drusus Germanicus (Erbauer des Römerlagers bei Haltern). Ein Entwurf des damaligen Bürgermeisters Homann. 40.000 Stücke aus Eisen waren geprägt worden. Für die Ratsherren gab es Privilegien: Sie erhielten die Münzen in Silber.
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