Schildbürgerstreich verhindert neue Brücke

Marl. Die Marler Burg: Ein mittelalterlicher Ort und ein Naturschutzgebiet, das noch heute Geheimnisse birgt. Zum Beispiel die unerklärlichen Geschehnisse um zwei Brücken, die über den Silvertbach in Sinsen führen. Die Bürokratie führt uns vor, wie man den perfekten Kopfstand macht.

Fast 50 Jahre lang hatte die Holzbrücke die Verbindung zwischen dem Nonnenbusch und Am Wiesental/An der Burg gehalten. Vor eineinhalb Jahren musste sie wegen morscher Balken abgerissen werden. Seitdem ist ein Umweg nötig: 300 Meter bis zur Bahnhofstraße, 300 Meter zurück.

Die Betonfundamente blieben stehen und nun erklärte sich die Lehrwerkstatt von Auguste Victoria bereit, eine wetterfeste Brücke zu bauen. Das stieß in Marl auf Freude und in Recklinghausen auf Ablehnung. Die zuständige Naturschutzbehörde beim Kreis verlangt, dass erst einmal das Betonfundament versetzt wird, um dem Bach den Engpass zu nehmen. Kosten: Einige tausend Euro.

Das Geld hat die Stadt nicht. „Wir hatten ja auch nicht das Geld, um die Brücke zu erneuern“, erklärt Marls Baudezernent Wolfgang Seckler. Dann bleibe das Fundament stehen – egal ob die neue Brücke draufkommt oder nicht. „Schildbürgerstreich“, schimpft der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wenzel. „50 Jahre lang fließt der Bach ganz unbekümmert, bis der Kreis sich das anders wünscht.“

Der Bach und der Wald hatten in den letzten Jahren erhebliche Aufwertung erfahren: Trampelpfade wurden zurückgenommen, Absperrungen eingebaut, Hinweisschilder aufgestellt.

Während in der Verwaltung noch nach einer Behörden-Lösung gesucht wird, verweist die SPD bereits auf eine praktische Lösung. „Wir sind erfreut, dass ein engagierter Bauunternehmer spontan seine Hilfe zugesagt hat“, so SPD-Kreistagsmitglied Doris Schindler.

Eine andere, bereits abgerissene Brücke über den Silvertbach mitten im Naturschutzgebiet steht bereits vor dem Wiederaufbau. Auch sie war marode und musste entfernt werden. 50.000 Euro hatte die Stadt aus dem Konjunkturpaket II für eine Erneuerung eingesetzt. Der Posten musste wieder gestrichen werden, er passte nicht ins Programm, so ergab die Kontrolle einer Aufsichtsbehörde. Inzwischen wurden die Kriterien aufgeweicht, erklärt Baudezernent Wolfgang Seckler. Nun wird die Brücke doch gebaut.

Für die Verbindung zwischen Nonnenbusch und Am Wiesental sehen Anwohner zumindest im Sommer eine andere Lösung: Der flache Bach könnte barfuß durchwatet werden. Ob das dem Bach gut tut?

Samstag, 31. Juli 2010, 15:39 • Verfasst in Marl

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