Auf den Friedhöfen wächst die Unruhe



Foto: Rokitta

Dorsten. Unruhe über dem Ruheforst: Dorstens Friedhofsgärtner, Bestatter und Steinmetze sind verärgert, weil in der Stadtverwaltung darüber nachgedacht wird, dem Waldfriedhof ein neues Konzept zu verpassen. Das soll 25.000 bis 30.000 Euro kosten. Und erstellt werden soll es von einem Unternehmen, das man so gar nicht mit diesem Thema in Verbindung bringt: dem Industrieunternehmen Evonik.

Waldruheforste sind eine neue Alternative zu herkömmlichen Bestattungsarten: Eine Beisetzung in der natürlichen Umgebung des Waldes. Ruhe, Harmonie und der ständige Wandel der Natur sind die Maßstäbe für die letzte Ruhestätte in alten, naturbelassenen Waldbeständen.

Neues Konzept für Holsterhausen

Evonik habe bereits Erfahrungen gesammelt mit Konzepten für Waldbestattungen in eigenen Forst-Liegenschaften, so die Erklärung der Verwaltung. Und Evonik habe bereits an einem Konzept gearbeitet, südlich von Dorsten einen Ruheforst einzurichten. Jetzt denken das Unternehmen und die Stadt gemeinsam darüber nach, ob das Konzept nicht auf dem Waldfriedhof in Holsterhausen umgesetzt werden kann.

Der gilt schon seit einiger Zeit als wenig attraktiv. Deshalb wurde bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die über eine Neugestaltung nachdenkt, einschließlich neuer Bestattungsformen wie Gemeinschaftsgräber und Kolumbarien. Die Nachbarstadt Marl hat schon seit geraumer Zeit Erfahrungen gesammelt. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist seit langem die Kostenfrage. In Holsterhausen denkt man aber auch über die entgegengesetzte Entwicklung nach: Ausnahmeregelungen für besonders große Grabmale, die aber im Einzelfall geprüft und vom Fachausschuss abgesegnet werden sollen.

Finanziert werden soll die Erarbeitung des Waldfriedhof-Konzeptes aus einem anderen Friedhof: Eine Erweiterung des Friedhofes Hardt könnte ins nächste Jahr verschoben werden.

Kostenlose Pläne in der Schublade

Das ist gar nicht nötig, melden sich Bestatter, Friedhofsgärtner und Steinmetze. Längst habe man selber Pläne in der Schublade, deren Entwicklung die Stadt gar nichts kosten würde. Doch die Stadt habe sich seit Sommer 2009 nicht mehr gemeldet. Und zu dem Arbeitskreis Friedhofswesen seien sie als Fachleute noch kein einziges Mal eingeladen worden.

Den Fachleuten ging es dabei nicht nur um den Waldfriedhof, sondern um Pläne für alle Friedhöfe, einschließlich Sanierung von Gebäuden und Satzungsänderungen.

Gemeinschaftsgrabanlagen habe man schon vor Jahren vorgeschlagen, auch die Möglichkeit, Urnengräber zu verkleinern. Ob in Dorsten die Nachfrage nach einem Ruheforst gebe, bezweifeln die Fachleute. Denn Waldbestattungen seien viel teurer als normale.

Und kann die Verwaltung solch einen Plan nicht selber machen? Fachlich sei man dazu in der Lage, erklärte der Beigeordnete Holger Lohse den Politikern. Aber es fehle im Rathaus das Personal.

Sonntag, 30. Mai 2010, 11:08 • Verfasst in Dorsten

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