Römer trainierten in Holsterhausen für den Krieg

Dorsten. 120.000 Quadratmeter haben die Forscher in drei Jahren durchgraben, mehrere tausend Funde ausgewertet. Und jetzt wissen wir mehr über die Ansiedlungen des 1. bis 9. Jahrhunderts auf dem Gelände des Kreskenhofes in Holsterhausen. Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben das Ergebnis in einem 450 Seiten starken Buch zusammengefasst.

Haltern ist berühmter, Haltern hat ein Museum. Aber der Nachbar Dorsten ist auch nicht ohne. Nördlich der Lippe wurden Feuersteinklingen gefunden, die bis zu 10.000 Jahre alt waren. Doch besonders interessant ist die Zeit der Drusus-Feldzüge (11 v.Chr.) bei denen der Stiefsohn von Kaiser Augustus auch ein Lager in Haltern anlegt.

In Holsterhausen wurden Marschlager gefunden mit einer Fläche von 20 Hektar – Platz für bis zu 10.000 Legionäre. Zwar fanden die Archäologen keine Spuren für Ausbaupläne. Aber vielleicht war es ja das das Übungsgelände für die Soldaten, die in Xanten stationiert waren.

Es blieb nichts übrig in den zwanzig Jahrhunderten danach, außer Pfeilspitzen, Sandalennägel, bleierne Schleudergeschosse und 240 Münzen.

Besonders spektakulär ist ein mit 36 Silberdenaren gefüllter Geldbeutet aus der Varuszeit (7 bis 9 n.Chr.). „Die 36 Münzen entsprechen etwa dem Legionärssold zweiter Monate“, erklärt Prof. Wolfgang Ebel-Zepezauer, der die Ausgrabungen in Dorsten geleitet hat. „Vermutlich starb der Soldat, bevor er seinen Schatz bergen konnte.“ Mittlerweile sind die Münzen im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen.

Erst ein halbes Jahrhundert nach Abzug der römischen Truppen entwickelte sich in Holsterhausen eine kleine germanische Ansiedlung. Im Boden erhalten hatten sich die Reste sogenannter Grubenhäuser, kleinere Pfostenspeicher sowie größere Pfostenbauten, sogenannte Feldscheunen.

In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war Holsterhausen erstmals wissenschaftlich durchforstet worden. Das nun erstellte Buch dokumentiert die Ausgrabungen von 1999 bis 2002. Hier war 1967 das Landesjugendheim erbaut worden, das 1999 einem Neubaugebiet wich.

Mittlerweile hat es sogar schon eine weitere Grabung 2005/6 gegeben auf einem 25.000 Quadratmeter großen Anschlussfeld. Diese Ergebnisse werden derzeit an der Uni Bochum ausgewertet und sollen im nächsten Jahr in einem weiteren Buch veröffentlich werden. In diesem Jahr werden Relikte auf einem 8000 Quadratmeter großen Neubaugebiet („Im kleinen Aap“) gesucht.

Augusteische Marschlager und Siedlungen des 1. Bis 9. Jahrhunderts in Dorsten-Holsterhausen. Die Ausgrabungen 1999 – 2002. Bodenaltertümer Westfalens (BAW) 47, Mainz 2009, 452 Seiten, 34 Euro

Saturday, 30. January 2010, 14:30 • Verfasst in Dorsten

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