Wirtschaftliche Erholung ohne Schwung

IHK-Konjunkturbericht: Lage besser, Erwartungen sinken

Die nord-westfälische Wirtschaft zweifelt nicht am konjunkturellen Aufschwung, erwartet aber auch nicht, dass es im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region schnell und kräftig wieder bergauf geht. Wenig Anlass zur Hoffnung auf eine durchgreifende Besserung geben jedenfalls die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen bei 500 Unternehmen, die IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing heute (29. Januar) in Münster präsentierte.

Der flache Wachstumspfad, den Schulte-Uebbing prognostizierte, basiert auf dem IHK-Konjunkturklimaindikator, der in einem Wert die Lageeinschätzung und die Zukunftserwartungen der Unternehmen ausdrückt. Da sich zwar die Lage der Unternehmen im Vergleich zur Herbstumfrage insgesamt verbessert hat, gleichzeitig aber die Erwartungen gesunken sind, blieb der Indikator unverändert bei 104 Punkten. „Damit liegt er über dem langfristigen Durchschnitt“, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Die Wende zum Besseren wurde geschafft, aber der Erholung fehlt es noch deutlich an Schwung.“

Immerhin stieg der Anteil der Unternehmen, die ihre Situation als gut bezeichnen, um fast sechs Prozentpunkte auf ein Viertel der Betriebe. Über die Hälfte bewertet die momentane Geschäftslage mit der Note „befriedigend“. Allerdings gibt es zwischen den Branchen deutliche Unterschiede. In der Industrie beispielsweise beurteilen nur knapp 15 Prozent die Lage als gut, mehr als ein Drittel der Unternehmen sagt, sie ist schlecht. „Die Konjunktur bleibt gespalten zwischen der Industrie, der es nach wie vor an Auslandsaufträgen fehlt, und denjenigen Branchen, die von einer bisher robusten Inlandsnachfrage zehren können“, beschrieb Schulte-Uebbing die Lage.

Entsprechend groß ist die Furcht der Unternehmen, die Binnennachfrage könnte nach dem Ende der Abwrackprämie und möglicherweise höherer Arbeitslosigkeit deutlich zurückgehen. Zwei Drittel der Unternehmen sahen darin das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.

Nur ein Viertel der Unternehmen erwartet eine bessere Entwicklung

Während sich die Lage also verbessert hat, ist bei den Zukunftserwartungen eine gegenläufige Entwicklung eingetreten. Nur noch ein Viertel der befragten Unternehmen erwartet eine bessere Entwicklung in 2010 – im Herbst vergangenen Jahres war es noch fast ein Drittel. Von einer schlechteren Entwicklung geht ein Fünftel der Unternehmen aus. „Die breite Mitte rechnet folglich mit einer gleichbleibenden Entwicklung“, resümiert der IHK-Hauptgeschäftsführer eine sogenannte Seitwärtsbewegung der Konjunktur. Sie lässt sich auch an den fast unveränderten Werten für geplante Investitionen ablesen. Weiterhin rund die Hälfte der Unternehmen will ihr Investitionsniveau halten. Auch wenn der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen erhöhen wollen, um zwei Prozentpunkte auf fast ein Fünftel gestiegen ist, planen immer noch deutlich mehr (32 Prozent), ihre Ausgaben zurückzufahren.

Auch bei der Beschäftigungsplanung setzen die Unternehmen weiterhin auf „halten“. Ein etwas höherer Anteil als bei der Herbstumfrage, nämlich 61 Prozent, geht von einem gleichbleibenden Beschäftigungsstand aus. Sowohl diejenigen, die einstellen wollen (11 Prozent), als auch diejenigen Betriebe, die entlassen wollen (28 Prozent), sind etwas weniger geworden.

Die Umfrageergebnisse bestätigen die IHK-Einschätzung, dass sich der Verlust von Arbeitsplätzen in 2010 zwar fortsetzen wird, „aber voraussichtlich nicht so dramatisch, wie es eigentlich zu befürchten war“, betonte Hauptgeschäftsführer Schulte-Uebbing. Wenn Stellen abgebaut werden, dann vor allem in der Industrie. In den meisten Betrieben jedoch „beißt man die Zähne zusammen und versucht unverändert die Kernbelegschaft zusammenzuhalten“, so Schulte-Uebbing – in der Hoffnung auf eine nach und nach bessere Auftragslage.

Vollständiger IHK-Konjunkturbericht im Internet unter:
www.ihk-nordwestfalen.de/konjunktur

Freitag, 29. Januar 2010, 17:50 • Verfasst in Vest

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