Der „gräfliche“ Spaß fand an den Gesetzen sein Ende

Marl. Es sollte ein Spaß ein, es war nie der ernsthafte Versuch, in den Adelsstand einzutreten. Yvonne Döring hat versucht, zumindest ein bisschen davon in ihr tägliches Leben mitzunehmen. „Gräfin von Burgstein“ unterschreibt sie ihre Briefe. Ein Titel, den ihr Mann ihr im Internet gekauft und geschenkt hat. Ein Titel, der zu Irritationen geführt hat. Am Ende musste die Marler Stadtverwaltung ein Machtwort sprechen.

Dass der Adelstitel nicht nur ein familiärer Spaß blieb, sondern für Irritationen sorgte, daran hat die Neu-Marlerin durch ihre Unbesorgtheit beigetragen. Ihr Engagement für den Tierschutz, den sie insbesondere durch Internet-Aktivitäten unterstützt, hatte sie mit „Yvonne Döring Gräfin von Burgstein“ unterzeichnet. Eine beeindruckende Formulierung, die die hochwertige Ansiedlung ihres Engagements zu unterstreichen schien.

Der „Titel“ ist für kleines Geld käuflich im Internet zu erwerben (aktuelles Sonderangebot 29,90 Euro). Mit dem Hinweis, dass es sich um einen „imaginären Namen“ handelt. „Die Grafschaft Burgstein unterstützt seit langem verschiedene Projekte gegen Armut und Unterdrückung in der ganzen Welt.“ Das Geld geht nach Bogota in Kolumbien, wo die Firma ConsultingDigital.com einen Briefkasten hat.

Die Marlerin wollte nun ihren Spaß und ihr Engagement eine Runde weiter drehen und wandte sich an das Marler Einwohnermeldeamt. Dort legte sie ihren Grafentitel vor. Die Mitarbeiter seien beeindruckt gewesen, erzählte sie. Die aus dem Internet ausgedruckte Urkunde hätte die Beamten beinahe überzeugt, sagt Abteilungsleiter Andreas Lück, zuständig für Namensänderungen.

Ein „Grafentitel“ ist es nicht, darüber waren sich beide Seiten einig. Für eine entsprechende Namensänderung hätte die Marlerin eine Beurkundung des Amtsgerichtes vorlegen müssen.

Ein „Künstlername“ war es auch nicht. Dafür hätte sie die Erklärung von drei Künstleragenturen vorlegen müssen, dass sie unter dieser Bezeichnung auftritt und bekannt ist. Dann hätte sie ihren Künstlernamen zwischen Vor- und Nachnamen setzen können. Also „Yvonne Gräfin von Burgstein Döring“, erklärt Andreas Lück. Und zurzeit wäre das ohnehin nicht möglich gewesen, weil das Gesetz erst wieder im November 2010 in Kraft tritt.

Es sei ein „Namenszusatz“, erklärt Yvonne Döring. Urkunden hätte sie nie damit unterschreiben wollen, es sei alles nicht mehr als eine nette Geste, ein Spaß.

Inzwischen hat sich die Stadtverwaltung wieder bei ihr gemeldet und ihre Namensänderung abgelehnt. So viel Spaß mit dem Namen ist nicht erlaubt. Was ihr bleibt, ist eine eindrucksvolle Urkunde und die Überzeugung, Kinder in Kolumbien unterstützt zu haben.

Es sei schließlich „geschichtliche Aufgabe des Adels, sich für die Gesellschaft einzusetzen, getreu dem Motto „Noblesse oblige - Adel verpflichtet“ heißt es auf der Internetseite.

Sonntag, 22. November 2009, 13:57 • Verfasst in Marl

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