„Goldgräber“ machen Funde aus dem Mittelalter

Recklinghausen (mc). Im Herzen der Stadt wird gegraben. Der Johannes-Janssen Platz soll umgestaltet werden. Das hat die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe auf den Plan gerufen. Denn „es handelt sich um einen sehr sensiblen Bereich“, weiß Jasmin Freigang, Pressereferentin der Archäologen des LWL. „Wir vermuten, dass die geplanten Umbauarbeiten im ehemaligen Stadtkern Recklinghausens stattfinden. Deshalb führen wir eine sogenannte Sondage-Grabung durch, damit etwaige Fundstücke nicht verloren gehen.“

Geleitet wird die Sondage von Wolfram Wintzer. Der Archäologe ist sich sicher, dass hier kein Goldschatz wie kürzlich in England gesichert werden kann. Dennoch ist Wintzer zufrieden. Nachdem der Schaufelradbagger seine Arbeit erledigt hatte, sind Wintzer und seine Helfer nun mit Schaufeln, Hacken und Kratzer im Gelände unterwegs, um mit möglichst wenig Schaden Fundstücke zu sichern. Bislang haben sie einige dickwandige Scherben zu Tage gefördert und einen Brunnen freigelegt. „Die Scherben stammen vermutlich aus dem Hochmittelalter“, erklärt Wintzer. Denn: Dünnwandige Keramik kam erst viel später auf.

Auch Abfall- und Siedlungsgruben haben die Forscher entdeckt. Für die neugierigen Zaungäste jedoch viel spannender ist der Fund eines Fundaments eines Fachwerkhauses – vermutlich aus dem 12. oder 13. Jahrhunderts und des Brunnens, der vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Bereits fünf Meter sind freigelegt. Wintzer hofft, dass er bis zum Fundament kommt. „Das müsste aus Holz sein.“ Und damit ist der Fachmann wahrscheinlich am Ende der Ausgrabung angelangt. „Bodensenkungen durch den Bergbau und der Grundwasserpegel haben das Holz vermutlich verrotten lassen, so dass wir dann ein Statikproblem bekommen werden.“

Noch eine Woche wollen Wintzer und seine Helfer suchen, graben, eintüten und bestimmen. Dann räumen sie das Feld und werden eine genaue zeitliche Bestimmung der Fundstücke durchführen. Wenn, ja wenn nicht doch noch der Fund eines Goldschatzes die Archäologen am Platz hält. Denn eins weiß Pressereferentin Jasmin Freigang auch: „Vor Überraschungen sind Archäologen nie gefeit.“

Samstag, 10. Oktober 2009, 17:00 • Verfasst in Recklinghausen

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