Friedliche Rollerfahrer oder knatternde Raser?

Marl (eib). Jung, motorisiert und Zweiradfahrer – diese Konstellation hat es nicht leicht in Marl. Auf der Plaggenbrauckstraße in Brassert werden sie als rücksichtslose Raser beschimpft. Sie selber sehen sich als friedliche Gleichgesinnte, die immer wieder von ihren Treffpunkten vertrieben werden.

Hilfesuchend wandte sich die junge Rollerfahrerin an die Politiker: „Wir suchen einen Platz, wo wir abhängen können“, bat sie den Ausschuss Kinder/Jugend/Familie um Hilfe. Am Ende der Plaggenbrauckstraße träfen sich ein Dutzend Fahrer und Fahrerinnen. Doch die Anlieger schimpften, die Polizei sei schon da gewesen, auf der Straße waren Reißnägel gestreut. Sie wüssten keine geeignete Alternative.

Mit 80 Sachen durch die Siedlung

Das sei kein harmloses Roller-Treffen, beschweren sich die Bewohner. Die Truppe rase mit hochgezogenem Renn-Auspuff und 80 km/h durch die verkehrsberuhigte Straße. Einbrüche und verwüstete Gärten gingen auch auf Kosten der Zweiradfahrer. Und die Polizei tue nichts. So ginge das nicht weiter.

Ein Fall für die mobile Jugendarbeit der Stadt, die sich inzwischen den Jugendlichen angenähert hat: Es gibt friedliche Fahrer, aber auch „Ausreißer“. Und es gibt keine schnelle Lösung. Die Roller-Fahrerinnen hatten sich nämlich schon mal umgesehen. Zum Beispiel am Parkplatz der Gesamtschule Marl-Mitte. Auch dort gebe es „böse Anlieger“. Aber auch böse Motorrad- und Autofahrer, die Randale machten.

Und der Freizeitpark Brassert? Auch dort treffen sich bereits verschiedene Gruppen, die untereinander auskommen müssen. Ebenfalls kein optimaler Platz für die Rollerfahrer. „Wir wollen einen Platz, wo wir stehen können, ohne dass wir leise sein müssen“, fragten sie um Hilfe.

Vielleicht ist das Ende der Plaggenbrauckstraße doch nicht so schlecht. Dort haben die Jugendlichen bereits eine Bank in Beschlag genommen. Die mobile Jugendarbeit bietet ihnen Spiele an. Gemeinsam hat man den Platz von Unrat und Zigarettenkippen gesäubert. Wenigstens das brachte ein Lob von Spaziergängern.

Das „Abschieben“ an einen anderen Standort muss nicht die beste Lösung sein, geben die Sozialarbeiter den Kritikern zu Denken. Denn auch dort könnten sich Bürger belästigt fühlen. Vielleicht gibt es am Ende ein friedliches Nebeneinander: Rücksichtsvolle Zweiradfahrer und verständnisvolle Anlieger, die nicht jeden Ärger gleich den jungen Leuten anhängen.

Die mobile Jugendarbeit arbeitet daran.

Samstag, 26. September 2009, 15:15 • Verfasst in Marl

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