Ich habe noch nie jemanden betrogen

Haltern. Der Frage, ob er da etwas jahrelang falsch gemacht hat, dieser Frage stellt sich der 51-jährige Halterner Versicherungsmakler nicht so gerne. Er sieht lieber in die Zukunft, sein Ziel sei es, dass die Menschen ihr Geld zurückbekommen, das sie ihm für Anlagegeschäfte gegeben hatte. Mehr als 500.000 Euro soll er für sich abgezweigt haben, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor.

Vor dem Landgericht Essen, wo gegen ihn derzeit der Prozess läuft, sieht er seine eigenen Wertvorstellungen sehr ehern. Er habe noch niemanden betrogen, beteuert er. Nicht einmal ein Kaugummi habe er in seinem Leben geklaut.

Seine Wertvorstellungen und das Bürgerliche Gesetzbuch lassen sich derzeit nicht in Einklang bringen. Denn zweieinhalb Jahre lang soll er seinen Kunden nicht nur Versicherungen verkauft, sondern von ihnen auch Geld eingesammelt haben. 68 Fälle werden ihm konkret vorgeworfen. Seine Kunden, die er meist schon seit Jahren kannte, sollten eine achtprozentige Rendite bekommen. Nun aber ist das Geld weg.

Der Angeklagte erläuterte, sein Versicherungsbüro habe 700.000 Euro Schulden gehabt, als er mit dem Anlagegeschäft begonnen habe. Davon wussten die Anleger aber nichts. Deren Geld soll draufgegangen sein für laufende Geschäftskosten, zur Tilgung seiner Schulden, zur Bezahlung eigener Immobilien aber auch zur Unterfütterung der kleinen Fonds, die auf seinen Namen liefen.

Dies alles habe er als Anlage für die Kunden betrachtet, nicht etwa als Betrug an ihnen, erklärte der 51-Jährige, der bislang auch eine gewichtige Rolle im Marler Sportleben spielte. „Aus jetziger Sicht habe ich mich falsch verhalten“, erklärt er nun. Doch das Unrechtsbewusstsein scheint dem Gericht nicht besonders ausgeprägt zu sein.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Samstag, 29. August 2009, 14:54 • Verfasst in Haltern

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