Archivar kämpft gegen den Schlamm

Recklinghausen (sl). Dreck, Matsch und fürchterlicher Gestank bestimmen zur Zeit die Arbeitsbedingungen von Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes. Und er fühlt sich wohl dabei, „…obwohl ich eine Nasenklammer bräuchte“, denn er arbeitet unmittelbar in der Nähe des in ein Riesenloch versackten Kölner Stadtarchives. Auf dem Hof der ebenfalls zerstörten Schule an der Severinstraße, 30 Meter vom Katastrophenort entfernt, ist er mit anderen bei der Sichtung des geborgenen Materials dabei.

„Die Kölner setzen ihre Ehre daran, auch wirklich alles Archivgut zu bergen. Zur Zeit bekommen wir Materialien, die aus der Tiefe von 25 Metern hochgeholt werden, triefnass und schon halb verrottet.“ Der erste Arbeitsgang besteht dann darin, das Bergegut mit einer Handbrause abzuspülen, um herauszubekommen, ob es sich überhaupt um Papier handelt.

Bei der Rettungsaktion ist Kordes, der schon einmal für eine Woche in Köln geholfen hat, nicht allein. Viele Archivspezialisten kommen aus dem Rheinland, aber auch eine Fachfrau aus Boston/USA ist dabei. Im August wird auch Hilfe aus Recklinghausens holländischer Partnerstadt Dordrecht nach Köln kommen, um bei der Rettung des Archivmaterials zu helfen.

Wie groß der Schaden und die Mühen der Restaurierung sind, zeigt eine hypothetische Rechnung aus einer Fachzeitschrift: Danach müsste eine einzige Person ca. 6.000 Jahre arbeiten, um das bislang gerettete Archivgut fachmännisch aufzubereiten.

Sunday, 19. July 2009, 15:16 • Verfasst in Recklinghausen

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