Bürgermeisterin wollte Seckler aus Amt rauskaufen

Von Gert Eiben

Marl. Mit dem bisherigen Baudezernenten Wolfgang Seckler wurde tatsächlichn Gespräche geführt, ob er auf seinen Job in der Stadtverwaltung Marl Amt verzichtet. Dafür wurden ihm 50.000 Euro in Aussicht gestellt. Das erklärte Kämmerer Dr. Michael Gläseker auf Nachfragen von Marl Aktuell. Er habe das Gespräch im Auftrag der Bürgermeisterin geführt. Diese hatte die Nachricht gerade erst als „ungeheuerliche Behauptung“ zurückgewiesen (Marl Aktuell vom 20. Juni).

Der Anwalt von Wolfgang Seckler hatte das Angebot gegenüber unserer Zeitung öffentlich gemacht. Dr. Gläseker bestätigte, dass er auch noch einen Verhandlungsspielraum darüber hinaus gehabt habe. Doch Wolfgang Seckler will den Streit vor Gericht ausfechten. Zuvor hatte es im Marler Rathaus eine Risikoabschätzung gegeben: Sollte Seckler die Auseinandersetzung am Ende gewinnen, könnte das zu Hunderttausenden Euro Zahlungen führen. Sollte er verlieren, müsste er aber möglicherweise die bereits gezahlten Bezüge zurückzahlen. Die Chancen, dass Seckler demnächst reibungslos im Verwaltungsvorstand arbeiten könnte, wurden gering geachtet – daran hat sich nichts geändert.

Die Bürgermeisterin bestreitet das Gespräch mit Seckler, die „offensichtlich ungeprüfte“ Behauptung sei „ungeheuerlich und ebenso falsch“. Zu keinem Zeitpunkt habe sie ein solches oder ähnliches Angebot unterbreitet.

Auf der Ratssitzung wies Bürgermeisterin Uta Heinrich mit spitzfindigen Formulierungen die Aussagn zurück, sie habe etwas mit dem Versuch zu tun, Seckler zur Aufgabe eines Amtes zu bewegen. Das führte zur Ankündigung von Ratsmitgliedern, man werde den Vorgang von der Aufsicht überprüfen lassen.

„Ich habe keinen Auftrag gegeben, ich war nur damit einverstanden, dass Dr. Gläseker ein Sondierungsgespräch führt“, beschrieb Uta Heinrich ihre Rolle. Es sei kein Angebot gemacht worden, weil ein Angebot eine Verbindlichkeit darstelle.

Dr. Gläseker widersprach ihr in der Ratssitzung: Er sei gebeten worden, er solle ein Sondierungsgespräch führen. Die Bürgermeisterin habe gesagt, er solle mit 50.000 Euro anfangen. Uta Heinrich widersprach: Sie habe ihn nicht gebeten und sie habe keine Zustimmung erteilt, das sei alles der Vorschlag von Dr. Gläseker gewesen.

Hubert Schulte-Kemper (CDU) hielt ihr vor, sie hätte das Thema vorher im Ältestenrat ansprechen müssen. Denn grundsätzlich sei eine derartige Lösung ja in der Wirtschaft nicht unüblich. Friedrich Dechert (Wir für Marl) ärgerte sich, weil sie noch tags zuvor auf seine Frage erklärt hatte, sie habe keine Gespräche geführt: „Sie haben wieder einmal die Nähe zur Wahrheit verpasst.“

Ingrid Heinen (SPD) hätte sich eine einvernehmliche Lösung gewünscht, die nun unmöglich sei: „Nicht alles, was juristisch korrekt ist, ist auch menschlich o.k. und politisch klug.“ „Wir sind auf dem Tiefpunkt unseres Demokratieverständnisses angekommen“, bedauerte Paul Wagner (Wählergemeinschaft Die Grünen Marl).

Robert Heinze (FDP) griff dagegen Wolfgang Seckler an: Er hätte in Marl nicht einmal die Konzession für eine Pommesbude bekommen.

Die Bürgermeisterin bedauerte, dass der Rat versuche, einen Keil zwischen sie und den Kämmerer zu schieben. Es sei unglaublich, was hier passiere. „Es gibt wichtigere Dinge in dieser Stadt.“

Samstag, 27. Juni 2009, 14:18 • Verfasst in Marl

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