Mordversuche scheitern an schneller Opferreaktion

Dorsten (eib). Zwischen sechs und acht Jahren Jugendstrafe hat die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen vier Jugendliche gefordert. Seit Ende April wird gegen sie am Landgericht Essen verhandelt: Wegen dreifachen Mordversuches und mehrerer Raubdelikte.

Der Staatsanwalt bezeichnete sie als unvorstellbar emotionslos, die beiden psychiatrischen Gutachterinnen als grausam und gefühllos – aber auch als voll schuldfähig. Selbst die Verteidiger waren beeindruckt und sprachen von Gefühllosigkeit und einer Zumutung. Man frage sich, was im Umfeld und im Elternhaus der Angeklagten alles falsch gelaufen sei.

Die vier jungen Leute waren im Grunde geständig, in wechselnden Beteiligungen die Taten begangen zu haben. Nicht angeklagt war eine damals 13-Jährige, der die anderen Angeklagten eine führende Rolle zusprachen.

Zwischen dem 5. September und dem 18. Oktober 2008 hatten sie im Umfeld des Dorstener „Altstadttreffs“ andere Jugendliche „abgezogen“: bedroht und geschlagen (und einem dabei den Kiefer gebrochen), um von ihnen Geld oder Handy zu bekommen.

Offenbar war das nicht genug, es reiften Mordpläne. Die 13-Jährige, ihr 16-jähriger Freund und ein 19-Jähriger wollten den Pflegevater des 16-Jährigen kampfunfähig machen, ihm die EC-Karte abpressen und ihm dann die Kehle durchschneiden. Der Plan scheiterte, weil der Pflegevater Verdacht schöpfte.

Als nächstes bot die 13-Jährige an, man könne ihre Mutter und deren Freund umbringen, um an Geld zu kommen. Zwei 17-Jährige kamen dazu. Doch noch bevor man mit einem Zahnbeil auf den Mann einschlagen konnte, schlug dieser die Haustür wieder zu.

Frustriert zogen die vier davon. Die beiden 17-Jährigen stürzten sich auf einen vorbeikommenden Radfahrer und verletzten ihn mit dem Zahnbeil schwer. Der Mann konnte sich noch eine Böschung runterfallen lassen und davon machen.

Während der sechs Verhandlungstage beeindruckten die vier Angeklagten durch ihr emotionsloses Verhalten. Zum Schluss sagten sie lediglich, es tue ihnen leid, sie bäten um eine milde Strafe.

Das Urteil wird am kommenden Dienstag gefällt. Die tatbeteiligte 13-Jährige lebt derzeit in einem Heim in der Nähe von Berlin.

Samstag, 30. Mai 2009, 13:24 • Verfasst in Dorsten

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