Recklinghausen hat in Köln dicken Stein im Brett

Recklinghausen (sl) Zwei Menschen starben in Folge des Einsturzes des Stadtarchivs der Stadt Köln. Aber das war nicht die einzige Tragödie: Kölns Stadtarchiv war das umfangreichste ubd wichtigste nördlich der Alpen. Hier lagerten unwiderbringliche Dokumente der europäischen Geschichte aus fast zwei Jahrtausenden. Recklinghausens Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes gehört zu den über 30 Archivaren und Geschichtsstudenten, die seit Montag dabei sind zu retten, was noch zu retten ist.

Ihr Arbeitsplatz ist eine große Lagerhalle in Köln-Porz. Dorthin werden die Trümmer des Kölner Stadtarchives gebracht, dass von den Experten nun akribisch nach alten Urkunden, Manuskripten und Akten durchsucht wird. Auch auf kleinste Reste müssen die Archivare und Historiker achten, denn die Gewalt des Zusammenbrauch war so groß, das kaum ein Stück die Katastrophe unbeschadet überstanden hat.

Direkt nach Ende seiner ersten Schicht am Montag rief Kordes im Rathaus an und gab einen ersten Bericht über die Lage in Köln: „Ich bin deprimiert, wenn ich die Schuttwüste sehe, die von ständig eintreffenden Lastwagen vergrößert wird. Staub, Gestank, Mauerreste, Haushaltsgegenstände, Möbel und private Dinge der Bewohner der eingestürzten Nachbarhäuser.“

Dann plötzlich finde sich ein Papier-Metall Block, ca. 50×50 cm. Fest zusammengebacken durch den Druck von zehn Metern Schutt. Früher, erklärt Kprdes, sei das einmal ein ganzes Aktenregal gewesen. „Wie soll man so etwas wieder lesbar machen?“

Alle würden hochkonzentriert arbeiten: „Meine Kollegen sind begeistert von der Idee Bürgermeister Pantförders, mich gleich für eine ganze Woche hier für dieses Arbeiten abzustellen. Recklinghausen hat jetzt in Köln einen dicken Stein im Brett.“

In all dem Schmutz und Chaos hatte Kordes jedoch auch Erfolgserlebnisse: „Ich fand zwei recht gut erhaltene Rechnungsbücher aus dem 17. Jahrhundert.“ Für den Recklinghäuser Stadtarchivar ein kleines Wunder.

Ganz unerwartet ist er auch auf Archivalien mit Brandschäden gestoßen. „Man hatte immer nur von Wasserschäden durch Regen und Grundwasser gehört, aber die Kollegen klären mich auf. Die verkohlten Stellen kommen von den Schweißarbeiten der Feuerwehr. Diese hatte bei der Suche nach den zwei Vermissten dicke Eisenträger durchtrennen müssen.“

Die Materialien, die zu Anfang der Woche von den Lkw gebracht wurden, stammten aus zehn Metern Tiefe – das gesamte Loch soll 29 Meter tief sein. Kordes: „Was wird noch kommen? Und in welchem Zustand?“

Es wird noch lange dauern, bis man den Schaden dieser Katastrophe wird ermessen können.

Samstag, 21. März 2009, 12:42 • Verfasst in Recklinghausen

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