Goldgräberstimmung bei den Autohändlern

Familie Skodell beim Autokauf. FOTO: Cornelius

Von Michaela Cornelius

Vest. Seit die Umweltprämie für neue Autos zugesichert ist, stürmen die Kunden die Autohäuser. Was im Volksmund als „Abwrackprämie“ Autofahrer über den vorzeitigen Kauf eines Neufahrzeugs nachdenken lässt, holt aber auch Zweifler auf den Plan. So wird vielfach gewarnt, dass diese Prämie teilweise die Rabatte ersetzt. Anlass genug für das Sonntagsblatt, mal bei den Autohändlern im Kreis nachzuhören, was an den Vorwürfen dran ist. „Alles Quatsch“, sagt Geschäftsführer Thomas Bieling vom gleichnamigen Autohaus in Herten. „Wir errechnen hier zusammen mit dem Kunden den Hauspreis und anschließend wird die Umweltprämie abgezogen“, pflichtet ihm auch Verkaufsleiter Norbert Große bei. „Wenn der Kunde hier das Gefühl hätte, das ist eine Mogelpackung, schneiden wir uns doch nur ins eigene Fleisch. Bei uns sind die Nachlässe genauso hoch oder tief wie vor der Abwrackprämie.“

Im Opel-Haus sind in den ersten Wochen des Jahres dreimal so viele Autos verkauft worden wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Prinzipiell hält Thomas Bieling die Umweltprämie für eine „Superidee“. Doch auch er sieht das böse Erwachen für die Zeit danach. „Wir haben hier derzeit eine Goldrausch-Stimmung wie damals am Klondyke.“

Auch Autohäuser wie Toyota, Strate, Lueg bestätigen die Vorgehensweise. „Die Kunden sind im Moment verunsichert, weil Wartezeiten entstanden sind und sie nicht wissen, ob sie noch in den Genuss der Umweltprämie kommen“, weiß der Verkaufsleiter von Toyota Enter. Doch auch er ist sicher, dass es noch einige Zeit reichen wird. Auch in seinem Haus wird zunächst der Verkaufspreis mit dem Kunden verhandelt und dann die Prämie abgezogen. Im Autohaus Strate kommt es auch auf das Verhandlungsgeschick des Käufers an. „Das war aber vorher auch schon so. Insgesamt gewähren wir Rabatte in gleicher Höhe.“

Ähnlich sieht das auch der Gesamtgeschäftsführer der Mohag-Gruppe, Andreas Wellner. „Im Moment ist die Lage so, dass wir eine Warenverknappung erleben. Das bedeutet, dass der Kunde nicht mehr so verhandlungsfreudig ist.“ Auch in seinem Unternehmen heißt es „Gutes Feilschen wird belohnt“. Die Lieferfrist bei einem Ford Fiesta beispielsweise betrüge acht bis zwölf Wochen. „Da lässt die Verhandlungsbereitschaft beim Kunden nach.“

Dennoch heißt es wie vorher: „Augen auf beim Autokauf“. Viele Kaufpreise sind nach Angaben des ADAC derzeit geschönt, dennoch sei es eine gute Zeit, ein Auto zu kaufen.

Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gehen derzeit zwischen 5.000 und 10.000 Anträge ein (Stand einsehbar unter www.bafa.de). Thomas Bieling geht davon aus, dass im März, spätestens im April, der Höhepunkt erreicht ist. Bei ihm sind die Lager noch gut gefüllt.

Samstag, 28. Februar 2009, 13:59 • Verfasst in Vest

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