Die Schwarzkittel machen die Haard unsicher

FOTO: Niesters/DJV

Haltern (eib). Sie sind eine Bereicherung des Waldes und des Tisches. Aber inzwischen sind sie auch lästig und sogar eine Gefahr: Die Wildschweine in der Haard werden immer mehr zum Thema. Noch nie wurde so viel Schwarzwild erlegt wie im jetzt ablaufenden Jagd-Jahr.

In den 90er Jahren waren die Wildschweine noch eine echte Seltenheit, doch als im April 2008 die Strecken zusammengezählt wurden, kam man auf 170 Tiere. Und vor kurzem wurden die Jäger auf einem Symposion in Münster ausdrücklich darauf hingewiesen, das Schwarzwild konsequent zu reduzieren.

Denn die Tiere haben sich schon fast zu einer Plage entwickelt. Gerne tummeln sie sich auf den waldnahen landwirtschaftlichen Flächen von Bertlich und Flaesheim und richten ihre Schäden im Feld an. Ein Hektar zerstörter Mais schlägt mit 1.000 bis 1.200 Euro zu Buche – Kosten, die der Jagdpächter zu tragen hat.

„Sogar in Gemüsegärten in Bossendorf hat man das Schalenwild schon gesehen“, berichtet Kersten Blaschczok, Leiter des Forsthofes Haard. Aber nur, weil die Tiere ein Loch im Zaun gefunden hatten, nicht weil sie aggressiv waren.

Vor angriffslustigen Wildschweinen müssten sich Wanderer und Jogger nicht fürchten, dämpft der Förster Sorgen. Nur wenn er in die Nähe eines Kessels kommt, wo die Bache ihre Frischlinge umsorgt, könnte diese unruhig werden. Ansonsten bekämen Spaziergänger lediglich die Spuren zu sehen: aufgebrochene Bankette, Suhlen oder Maggi-Geruch. Blaschczok: „Mehr bekommt man nicht zu Gesicht.“

Obwohl die Population mittlerweile beachtlich ist. Auf 300 oder mehr Tiere schätzt der Förster den Bestand. „Und sie vermehren sich rasant mit 300 Prozent.“ Dem Wald mache das nichts aus. Sie wühlen den Boden auf – das sei von Vorteil. Der Schaden, den sie anrichten, sei nur gering.

Aber in den Randbereichen des Waldes sei ihr Wirken sehr wohl bemerkbar. Die Bauern haben Angst, dass die Wildschweine von der Schweinepest angesteckt werden und diese dann weiter tragen. Im Siegerland habe sich das schon zu einem Problem ausgewachsen, dort mussten im großen Umfang Hausschweine gekeult werden. „Schon deshalb muss die Population gering gehalten werden“, so Förster Kersten Blaschczok. Aber die Tiere seien intelligent und nicht leicht zu jagen.

Und sie stellen immer häufiger auch eine Gefahr für den Menschen dar. Autounfälle mit Schwarzwild gibt es immer öfter. Die Folgen sind weitaus größer als Zusammenstöße mit Hasen oder Rehen. „40, 80 oder 100 Kilo, das sind schon eine ganze Masse.“ Auch auf der Bahnlinie Marl-Sinsen/Haltern gab es schon mehrfach Unfälle mit Wildschweinen, bei denen der Betrieb eingestellt werden musste, um die Bahnstrecke wieder frei zu machen.

Viel harmloser war da die Begegnung eines Reiters mit einem Wildschwein in der Haard. Sein Pferd scheute und warf den Reiter ab. Anschließend wollte der Besitzer eines Reiterhofes deshalb Schadensersatz vom Waldbesitzer. Erfolglos. Denn Wildschweine gelten als „herrenlos“.

Samstag, 28. Februar 2009, 12:54 • Verfasst in Haltern

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