Hertie schließt und der Stern wackelt

FOTO/MONTAGE: Mengedoht

Von Gert Eiben

Marl. Eine neue „Mall“ mit kleinen Geschäften und ein Durchbruch in Richtung Citysee. Oder ein Factory-Outlet-Center mitten in der Stadt. Nichts ist undenkbar, der große Wurf ist gefragt, die Zukunft des Einkaufszentrums Marler Stern steht auf dem Spiel: Ende März schließt Hertie in Marl. Weiter geht es dagegen (vorläufig) mit Hertie in Datteln.

Marls Center-Manager Olaf Magnusson ist nicht überrascht: „Ich habe aber immer gehofft, dass ich Unrecht habe.“ Ein Ankermieter macht Schluss, 50 Mitarbeiter bleiben zu Hause, 1.600 qm bleiben abgeschlossen.

Ein schwerer Schlag für das Einkaufscenter, das schon seit langem mit Leerständen zu kämpfen hat, gerade im Januar sind zwei neue dazugekommen.

Und ein weiterer Schritt in einer unglücklichen Entwicklung: Die Zusammenarbeit mit der Stadt dümpelt ergebnislos vor sich hin, weder der Stern-Anbau (mit Kaufland) noch der benachbarte neue Elektronikmarkt (Saturn) zogen neue Käufer an. Für eine aufwändige Modernisierung wollen die vielen Eigentümern der verschachtelten Immobilie kein Geld ausgeben.

„Ich habe mehrere Taschen voller Ideen“, wehrt Magnusson Kritik ab, das Einkaufszentrum habe nicht genug Initiative gezeigt. Doch jahrelang hätte die Stadtverwaltung keinen Entscheider in die vorbereitenden Sitzungen des Verwaltungsbeirates geschickt. Erst in jüngster Zeit sei wieder Hoffnung aufgekommen, als der neue Baudezernent Wolfgang Seckler dem Zentrum Mut machte – doch den hat die Bürgermeisterin gerade erst von seinen Dienstgeschäften entbunden. Magnusson: „Dabei fühlten wir uns bei ihm gut aufgehoben.“

Was dem Center-Manager fehlt ist das klare Bekenntnis zur Stadtmitte. Die Erneuerung des City-Sees bringe die Stadtmitte nicht entscheidend voran. Das Kerngebiet dürfe nicht bis zum Herzlia-Center ausgeweitet werden – nur um dort eine Spielhalle möglich zu machen. Und wenn dann beim Autohändler Budniok auch noch ein Lebensmittelmarkt einziehe, dann bedeute das eine weitere Schwächung.

Olaf Magnusson denkt in die andere Richtung. Der „Stern“ müsse revitalisiert werden, eine sechs Meter breite „Meile“ in Richtung Fahrstühle und eine Öffnung zum Creiler Platz einschließlich Gastronomie wäre eine Lösung. Oder eben der „Fabrikverkauf“ mitten in einer Stadt. Heute werde so etwas noch nicht genehmigt. Aber man müsse eben auch das Unmögliche denken.

Und wenn das der Anfang vom Ende ist? Wenn der ganze Stern dicht macht? Wenn nur noch die Stadtteile Brassert und Hüls als „Einkaufszentren“ bleiben? Undenkbar für Magnusson. Die beiden Stadtteilzentren mit ihrer beschaulichen Ruhe seien für diesen Ansturm doch gar nicht gebaut.

Im Gegenteil: Wenn der „Stern“ immer mehr schwächelt, dann erhöhe sich zugleich immer mehr die Chance, dass ein Investor die Gelegenheit ergreift und das ganze Objekt übernimmt. Um es dann den zukünftigen Erfordernissen anzupassen.

Noch aber ist man nicht so weit. Noch wird um jeden Mieter gekämpft. Bei Hertie hat man verloren. Bei Wehmeyer ist Magnusson hoffnungsvoll. Generelle Voraussagen mag er nicht machen. „Die Weltwirtschaftskrise ist in Marl angekommen.“

Samstag, 31. Januar 2009, 13:44 • Verfasst in Vest

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