Lernen fürs Leben begeistert Schüler

Recklinghausen. Anleitungen für den Zusammenbau eines Tisches darf man nicht immer so ernst nehmen, Schrankleisten müssen nicht passen und normale Dübel geben Schrauben in Rigipswänden keinen Halt. Viel fürs Leben haben die Schüler der Raphaelschule schon bei der Einrichtung ihrer „Übungswohnung“ gelernt. Die Begeisterung haben diese Fairnisse des Lebens nicht dämpfen können, eher die Neugier noch angestachelt, wie es weiter geht.

Damit das Geld für die Ersteinrichtung des Haushalts ausreicht, übergab Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann einen Scheck über 5.000 Euro aus den Spenden und Erlösen der Caritas GemeinschaftsStiftung im Bistum Münster. Die Stiftung hat sich auf die Fahnen geschrieben, innovative soziale Projekte von Diensten und Einrichtungen der Caritas in der Diözese Münster zu fördern.

Unter möglichst lebensnahen Bedingungen sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung in der Übungswohnung Erfahrungen für ihr weiteres selbständiges Leben sammeln, erklärt Schulleiter Josef Schlierkamp. Genauso wie nichtbehinderte Schüler haben sie den Wunsch, auf eigenen Füßen zu stehen. Das muss ganz praktisch trainiert werden vom täglichen Einkauf über Besuche bei Behörden bis eben zum Kauf von Möbeln und kleinen Reparaturen.

Gerne haben Schlierkamp und sein Kollegium die Chance genutzt, dafür eine der Wohnungen, die bislang von der Stadt für die Unterbringung von Migranten genutzt wurden, günstig anmieten zu können (das Sonntagsblatt berichtete). In den erst vor wenigen Jahren errichteten Gebäuden sollen jetzt Familien, Studenten und Wohngruppen behinderter Menschen nebeneinander leben. Die Übungswohnung der zur Caritas Recklinghausen gehörenden Raphaelschule bietet vier Jugendlichen Platz. Sie können hier getrennt von der Schule den Alltag leben.

Dieses Lernen fürs Leben ist Unterricht und Teil der Berufspraxisstufe. Provisorisch ist dafür bereits vor zwei Jahren ein Klassenraum umgewidmet worden. Aber dort sei die Situation wegen der räumlichen Nähe zu künstlich geblieben, erklärte Schlierkamp. In der Übungswohnung wird es umso realistischer: Kochen, Wäsche waschen, Putzen stehen auf dem Programm, aber auch nette Dinge des Lebens wie Freizeitgestaltung. Im Sommer soll der Garten gestaltet werden, um auch mal mit den Nachbarn Grillen zu können.

Jetzt wird erst einmal ein Plan aufgestellt, wann welche Schüler vorübergehend „umziehen“ können. Zwei Übernachtungen pro Woche „mit allem Drum und Dran“ sind erst einmal geplant, die von Lehrern und Zivildienstleistenden begleitet werden. Wenn sie dann um den Esszimmertisch sitzen, schauen sie auf die großen Fotos vom Aussuchen und Aufbauen der Möbel und können sich daran erinnern, dass sie schon viele Hürden auf dem Weg in die Selbständigkeit überwunden haben.

Donnerstag, 25. Dezember 2008, 12:49 • Verfasst in Recklinghausen

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