Wunderauto Loremo hat noch keiner gesehen

Dorsten/Marl (eib). Keiner hat das Wunderauto bisher auf der Straße gesehen, das in zwei Jahren im Industriepark Dorsten-Marl in Serie gehen soll. Und inzwischen zweifeln immer mehr Beobachter, dass dieses revolutionäre Gefährt jemals zu sehen ist – außer im Museum. Der „Loremo“ ist billig in der Anschaffung, hat seinen Hersteller aber schon ein Defizit von zwei Millionen Euro in die Bilanzen gestellt. Woher das Geld für die Serienproduktion in zwei Jahren kommen soll, darüber herrscht Stillschweigen.

Ungläubiges Staunen, als vor einigen Jahren die bayrische Loremo GmbH ankündigte, sie werde im Industriepark den superleichten, superflachen, supermodernen, superbilligen Sportwagen bauen. Erst hier und später überall in der Welt.

Inzwischen wurde das Auto weiter entwickelt, 2007 war es auf der IAA viel beachtet. Das Land NRW gab einen Förderzuschuss von 2,3 Millionen, ein malaysisches Unternehmen wurde als neuer Partner begrüßt, das sich mit 2 Millionen Euro 26 Prozent der Loremo AG erkauft haben soll. Die Öffentlichkeit jubelte.

Dafür gibt es aber keinen Grund. Denn in Wirklichkeit waren es keine 300.000 Euro und 84,5 Prozent werden noch immer von drei Beteiligungsgesellschaften gehalten.

Unverbindliche Formulierungen standen in diesen Tagen am Ende der diesjährigen Hauptversammlung von Loremo. Tatsächlich war der Verlust im letzten Jahr um mehr als 800.000 Euro angewachsen. Und nachdem der frühere Chef und Mitgründer Gerhard Heilmaier bereits zur Jahresmitte ausgeschieden war, tat es ihm nun der zweite Mitgründer Stefan Ruetz gleich. Neuer Chef ist Thomas Zollhoefer, der „sammelte in verschiedenen Motorsportabteilungen von Automobilherstellern Erfahrungen“, so Loremo.

Drei Angestellte hat Loremo (Abkürzung für Low Resistance Mobile) heute. Wie weit das Unternehmen kommt, dazu gibt es keine konkreten Aussagen – außer Optimismus. Man bemühe sich um weitere Geldgeber. Mehr nicht.

Genau so wenig konkret sind die Pläne für den Bau des Autos, dessen erste Exemplare im nächsten Jahre über die Straßen rollen sollen. Man könne sich den Bau in einer bereits bestehenden Automobilfabrik vorstellen, aber auch den Bau einer eigenen Fabrikationsstätte. Woher das Geld dafür kommt? So eine Fabrik könne man auch leasen, erklärt der Pressesprecher. Loremo hat sich unmittelbar am Kanal bereits ein Gelände reservieren lassen.

Ab 2010 werden Tausende von Autos gebaut, von diesem Ziel (schon auf der IAA 2007 verkündet) ist man noch nicht abgerückt. Im Augenblick hat man eine Montagehalle im Marler Technologiepark. Besucher stehen hier aber vor verschlossenen Türen. Drinnen soll es um die Kombination des Fahrzeugs mit einem Elektromotor gehen.

Wer sich das Auto einmal „in natura“ ansehen will: Das Zweitexemplar steht derzeit im Technischen Museum in Wien.

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Innovation, wo immer nur möglich. Das ist das Prinzip von Loremo. So ist das Auto extrem leicht (450 kg), weil die Innenverkleidung direkt auf die Tür geklebt ist, weil die Sitze gleichzeitig zur Dämmung des Motors und zur Versteifung des Fahrzeuges dienen. Am Ende soll das Auto 1,5 L Diesel verbrauchen und mit einem Elektroantrieb 160 bis 200 km weit kommen. Zum Einsteigen klappt man das gesamte Vorderteil hoch, die hinteren Passagiere sitzen rückwärts zur Fahrtrichtung. Beim Interieur wurde auf alles verzichtet, was nur möglich war, die Reifen sind zur Reduzierung des Luftwiderstandes ganz schmal. Ursprünglich war ein Preis von 11.000 Euro angepeilt worden, mittlerweile sollen es 15.000 sein. 50.000 Interessenten sollen sich angeblich schon gemeldet haben.

Samstag, 13. September 2008, 12:33 • Verfasst in Marl, Dorsten

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