Gastwirte widersetzen sich dem Rauchverbot

Peter Reimann hat schon über 250 Mitglieder in seinem Raucherclub. FOTO: Mengedoht

Vest (mc). Ziviler Ungehorsam macht sich breit – einige Wirte im Kreis wollen sich dem Rauchverbot nicht beugen und gründen Raucherclubs. So auch Peter Reimann. Der Wirt des „Komma!“ am Lohtor in Recklinghausen hat ein paar Tage vor dem Stichtag 1. Juli einen solchen Verein gegründet. „Ich lasse mich doch nicht verarschen“, wettert der 45-Jährige. „Das Rauchverbot greift meine Grundrechte an“, ist er überzeugt.

„Meine unternehmerische Freiheit gegen die körperliche Unversehrtheit der Nichtraucher. Was soll das eigentlich?“, fragt er, „ich zwinge doch keinen, meinen Laden zu besuchen.“ Jetzt kommen nur noch Rauchclub-Mitglieder in seine Kneipe. Sein Zugeständnis an den Nichtraucher-Schutz: Die Mitglieder müssen mindestens volljährig sein.

Für Reimann war es der einzige Ausweg, immerhin sind 80 Prozent seiner Gäste Raucher. Innerhalb kürzester Zeit haben sich 254 Mitglieder, sowohl Raucher als auch Nicht- sowie Gelegenheitsraucher in die Mitgliedsliste eingetragen. „Die haben ganz klar gesagt, dass sie nicht mehr kommen, wenn nicht mehr geraucht werden darf.“ Und auch die Nichtraucher hätten sich so geäußert, schließlich hätten sie ihre Bekannten nicht mehr getroffen.

Ähnlich sieht das Reinhold Schlappe von der Bahnhofsklause. „Ohne den Raucherclub hätte ich dicht machen können. Uns blieb gar nichts anderes übrig.“ Auch zu ihm kommen nun nur noch Gäste mit Mitgliedsausweis. Selbst ist der Gastronom seit sieben Jahren Nichtraucher, „aber mich stört es nicht, wenn ich im Qualm stehe.“

Mike (l.) und Andy Richter mit Dufttabak-Wasserpfeife in der “Karawane”.

Seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten sieht er auch nicht verletzt, „denn die rauchen alle“. Mit seiner Einraum-Kneipe am Bahnhof ist er da in guter Gesellschaft – fast alle Gaststätten rund um den Bahnhof haben einen Raucherclub installiert. Und auch der Ratskeller gehört dazu.

Ebenso in Datteln – hier sind die Gaststätten „Oase“ und „Zur Krone“ weiterhin den Rauchern wohlgesonnen. „Die Wirte in Oer-Erkenschwick sind wohl noch nicht so weit“, resümiert Klaus Skodell. Dem Stimberg- und Stadthallen-Betreiber sind keine Raucherclubs in der Stimbergstadt bekannt.

In Dorsten hat sich der Wirt der Gaststätte „Zum Lippetor“ ebenfalls zu diesem Schritt entschlossen. Und der Besitzer des Eiscafés Tangos denkt ebenfalls darüber nach.

Auch die Gäste frequentieren gerne die Nichtraucher-Clubs und sehen die Gefahr der Schließung für die Kneipen, die sich nicht zu dem Schritt entschließen können. „Für viele, wo es eh nicht mehr so toll läuft, ist das bestimmt ein guter Anlass, jetzt endgültig zu schließen“, meint Nichtraucher Jürgen Meyer aus Recklinghausen. Ihn treibt die Geselligkeit in die Kneipe. Er würde allerdings auch kommen, wenn das Rauchverbot durchgesetzt würde.

Ebenso sieht das Mike Richter, der mit seinem Bruder Andy die Wasserpfeifen-Bar Karawane besucht. Trotz des Genusses von Fruchttabaken bezeichnet sich der Jugendliche als Nichtraucher. Er würde allerdings nicht mehr ausgehen, wenn das Rauchverbot greift.

Nichtraucher-Schutz oder Raucherclub – jetzt sehen alle Augen nach Karlsruhe. Von dort wird aus dem Bundesverfassungsgericht eine Entscheidung herbeigesehnt, die eventuell vorhandene Rechtsunsicherheiten klarstellt.

Samstag, 26. Juli 2008, 14:35 • Verfasst in Vest

1 Kommentar:

Birgit Kuebler schrieb,

Kommentar • 27. Juli 2008 @ 17:40

Der Arbeitnehmer hat gegenüber seinen Angestellten eine Fürsorgepflicht!

Über die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber informierte die ARD-Sendung PLUSMINUS bereits am 23.03.2004 . Hier ist die wichtige PLUSMINUS-Information:

Tipps für Arbeitnehmer:

Die Arbeitsstättenverordnung ist eigentlich eindeutig. Ihre Auflagen sind nur durch eine Maßnahme wirklich einzuhalten: Wo sich Nichtraucher aufhalten, muss ein Arbeitgeber das Rauchen verbieten. Wer trotzdem raucht, muss dann im Extremfall sogar mit einer Abmahnung rechnen. Das gilt auch für öffentliche Bereiche von Bürogebäuden.

Raucher und Nichtraucher in einem Raum bedeutet grundsätzlich Rauchverbot! Selbst wenn ein Nichtraucher toleriert, dass vor dem Büro auf dem Gang geraucht wird - wegen der dadurch entstehenden Grundbelastung - ist selbst das per Gesetz verboten.

In letzter Zeit lese ich oft von der Rauchkultur. Ich frage mich allerdings, was Rauchen, Luftverschmutzung, mit Kultur zu tun hat. Tabakrauch ist Angriff auf das Leben. Rauchen ist deshalb eine Unkultur, woran jährlich weltweit mehr als 5 Millionen Menschen qualvoll sterben, auch Passivrauchopfer. Jeden Tag werden hierzulande 8,4 Millionen Heranwachsende im Elternhaus mit Tabakrauchgiften zwangsberaucht, mit allen damit verbundenen Folgen. Das ist genau das Gegenteil von Kultur. Ein solches Verbrechen an den Heranwachsenden ist eine nationale Schande.

Alle schätzen das Reinheitsgebot beim Bier. Warum schätzen dieselben Menschen nicht reine, gift-, rauch- und gestankfreie Atemluft?

Es geht beim Nichtraucherschutz um die Lufthygiene, die für alle wichtig ist. Als Wirt kann man nicht tun und lassen, was man will. Es ist wie bei vielen anderen Vorschriften auch: Die Sauberkeit der Räume, beispielsweise in der Küche und auf der Toilette, wird hin und wieder kontrolliert. Die Kühltruhe und der Kühlschrank müssen hygienisch einwandfrei in Ordnung sein. Verdorbene Lebensmittel dürfen dort nicht aufbewahrt werden. Wenn der Wirt nicht verdorbenes Essen und giftige Getränke verkaufen darf, warum sollte dann ein verdorbenes, erbgutschädigendes, krebserregendes und radioaktiv strahlendes Luftschadstoffgemisch namens Tabakrauch erlaubt sein? Ich begreife nicht, mit welcher Begründung einige Menschen reine Luft ablehnen. Eins ist sichert: Reine Luft ist besser für alle! Durch menschenfreundliche
Lebensbedingungen macht das Leben doch erst richtig Spaß.


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