Der Triumph des Germanicus

Bild: Nero Claudius Germanicus (15 v. Chr. – 19 n. Chr.), Porträt aus Marmor aus dem zweiten Viertel des ersten Jahrhunderts n. Chr. Leihgabe der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Schloss Erbach.

Haltern. Fake News und Alternative Fakten sind Begriffe, die insbesondere die US-Politik dominieren. Dahinter steht ein Prinzip mit Tradition: Absichtlich gestreute Falschinformationen, als Realität getarnte Wunschvorstellungen oder Schreckensszenarien, Meinungen und Ideologien, die aus einer rein subjektiven Gefühlswelt resultieren.

Vor diesem Hintergrund steht eine Sonderausstellung des LWL-Römermuseum in Haltern (2. Juni bis 5. November 2017): Ein „Triumph ohne Sieg“ soll es gewesen sein, den man am 26. Mai 17 n. Chr. zu Ehren des obersten römischen Feldherren Nero Claudius, genannt Germanicus, in Rom zelebrierte? Aktuellen Forschungen zufolge muss Germanicus‘ Vorgänger und Adoptivvater, der Imperator Tiberius Caesar Augustus, schon zwei Jahre vor dem festlichen Triumphzug erkannt haben, dass ein endgültiger und dauerhafter Sieg über Germanien nicht realistisch war, nachdem das römische Heer neben wenigen kleineren Siegen gegen einige germanische Stämme erhebliche materielle und personelle Verluste erlitten hatte.

Haltern war eine der Schaltzentralen der römischen Macht

Aus diesem Grund beschloss man bereits im Jahr 15, Germanicus zum Triumphator zu krönen, was sich jedoch durch dessen nahezu blinden Kampfes- und Siegeseifer verzögerte. Der Triumph, im Kern ein sakrales Ereignis, transportierte eine für das römische Volk bedeutende machtpolitische Botschaft: Er diente der äußerlichen politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung des Reiches und kündete vom vermeintlichen Sieg im weit entlegenen Germanien. Er diente der äußerlichen politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung des Reiches und kündete vom vermeintlichen Sieg im weit entlegenen Germanien. Er heizte die öffentliche Stimmung auf, schweißte die Bürger zusammen, stärkte sie als religiös-politische Gemeinschaft und vermittelte als Fest des Prunks, der Emotionen und des gottgleichen Herrschers sowohl Autorität wie auch den Reichtum des Römischen Reiches.

Ob sich allerdings die massenhafte Verbreitung von Münzen und Schmucksteinen mit dem Konterfei des vermeintlich siegreichen Triumphators analog zu Donald Trumps Tweets als „Alternative Fakten“ oder „Fake News“ ansprechen lässt, bleibt dahingestellt.

Der spektakuläre Triumphzug des Germanicus und das Ende Roms in Germanien vor 2.000 Jahren bilden den Ausgangspunkt für eine Sonderausstellung, die das LWL-Römermuseum in Haltern vom 2. Juni bis zum 5. November 2017 präsentiert. In Haltern befand sich vor 2000 Jahren mit dem Lager Aliso einer der wichtigsten Militärkomplexe der Römer, hier war eine der Schaltzentralen der römischen Macht. Seit 1993 ist das Museum in Halten ein Schauplatz renommierter Ausstellungsprojekte. Es stellt das 2.000-jährige Jubiläum des Endes der Römer in Westfalen in den Mittelpunkt der Sonderausstellung „Triumph ohne Sieg – Roms Ende in Germanien“.

Infos: www.lwl.roemermuseum-haltern.de

Samstag, 27. Mai 2017, 15:00 • Verfasst in Haltern

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