SEK stürmt falsche Wohnung

Bild: Peter Hardes zeigt seine demolierten Türen. Foto: Bludau

Dorsten. Bei einem Polizeieinsatz mit SEK Spezialkräften in Dorsten-Barkenberg gab es eine fatale Verwechslung in einem Mehrfamilienhaus an der Barkenberger Allee. Mieter Peter Hardes und seine Familie stehen noch immer unter Schock. Seine Tür wurde von der schwer bewaffneten Truppe förmlich aufgesprengt. Ein Fehler der Polizisten: Gemeint war eine Wohnung nur fünf Stufen höher.

„Plötzlich und völlig unerwartet wurde unsere Wohnungstür aufgeschossen. Direkt danach sind gleich mehrere Beamte auf mich zugestürmt und haben mich ihren Maschinenpistolen und Handfeuerwaffen bedroht. Meine Tochter, die erst zweieinhalb Jahre alt ist, saß neben mir auf der Couch und hat nur noch geschrien“, erzählt Familienvater Peter Hardes, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war.

An der Wohnungstür kann man noch immer die Spuren des Einsatzes sehen. Das Schloss wurde regelrecht aufgesprengt, schwarze Rußspuren sind auf dem weißen Türblatt zurückgeblieben. In der daneben liegenden Küchentür sieht man deutlich ein großes Loch, dass von einem Schuss stammen soll – In Kopfhöhe eines Kindes. „Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn unsere Kleine hier zufällig gestanden hätte“, empört sich Hardes. Trotz notdürftiger Reparatur schließt die Tür nicht mehr richtig.

Messer in der Hand

Zum Zeitpunkt des Polizeieinsatzes saßen Peter Hardes und seine Tochter auf der Couch im Wohnzimmer. Er habe ausgerechnet in diesem Moment ein Messer in der Hand gehabt, um damit eine Wassermelone zu zerkleinern, sagt Peter Hardes. Genau in diesem Moment seien jede Menge Polizisten in die Wohnung gestürmt. Es habe einige Minuten gedauert, bis den Beamten klar wurde, dass sie die falsche Wohnung erwischt hatten. Nach einer kurzen Entschuldigung ging es raus und in die Nachbarwohnung. Hier waren die Beamten dann augenscheinlich richtig.

Der Wunsch von Familie Hardes, dass sich jemand von der Polizei vor allem bei der kleinen Tochter entschuldigen würde, ging in Erfüllung (Bericht an anderer Stelle). Um die kaputten Türen muss sich Peter Hardes erst einmal selbst kümmern. Zwar hat man ihm versichert, dass alles bezahlt wird, aber eine Auswechslung dauert. Außerdem hofft er auch ein wenig, dass für alle in der Siedlung deutlich wird, dass nicht seine Familie gemeint war und sie eigentlich nur das unschuldige Opfer wurden. Der gestrige Großeinsatz der Polizei sorgte nämlich nicht nur im Hause, sondern auch in der gesamten Nachbarschaft für großes Aufsehen.

Auslöser für den Einsatz war die Streitigkeit zweier Nachbarsfamilien einige Tage vorher, bei dem ein Mann mit einem Messer verletzt wurde. Ermittlungen hätten ergeben, dass ein Beteiligter möglicherweise auch über eine Schusswaffe verfügen könnte, erklärte ein Polizeisprecher. Das habe zu dem SEK-Einsatz geführt. In der betreffenden Wohnung wurden Elektroschock-Geräte und ein Messer gefunden und sichergestellt. Schusswaffen fand die Polizei nicht.

Samstag, 16. Mai 2020, 12:45 • Verfasst in Dorsten

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