Vor den Toren von Aliso

Bild: Bei den Begräbnisfeierlichkeiten vor 2.000 Jahren wurde Wein aus Italien getrunken. Die Amphore wurde anschließend zerbrochen. Foto: S. Berke

Haltern. Eine Forschungskooperation der Universität Trier und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat im römischen Gräberfeld von Haltern drei weitere Bestattungen entdeckt. Die Gräber stammen aus der Zeit um Christi Geburt.

Fünf Wochen lang suchten elf Studierende in Haltern unter Leitung von Dr. Stephan Berke in dem römischen Gräberfeld nach weiteren Bestattungen. Die Archäologen entdeckten auf einer 400 Quadratmeter großen Fläche am Grünen Winkel die Überreste von drei Grabanlagen. In allen Fällen handelte es sich um Brandbestattungen. Die Römer begruben hier die Asche ihrer Toten in Urnen.

Nur eines der Gräber enthielt noch die Urne. Der Ackerbau der vergangenen Jahrzehnte hat viele Gräber zerstört. Die Urne wurde vollständig geborgen und wird in den Restaurierungswerkstätten der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster untersucht.

Auf Scheiterhaufen verbrannt

Die zweite Bestattung ließ einen Grabhügel mit einem Durchmesser von 7,50 Meter erkennen. Die Wissenschaftler fanden jedoch keine Urne. Vermutlich ging sie durch den Pflug verloren. Auch das dritte Grab enthielt keine Urne mehr.

Darüber hinaus machten die Wissenschaftler eine seltene Entdeckung. „Zum ersten Mal gelang uns in Haltern die Identifikation des römischen Laufhorizontes“, freut sich Dr. Bettina Tremmel von der LWL-Archäologie für Westfalen. Darunter verstehen die Experten die Bodenschicht, die zu römischer Zeit die originale Erdoberfläche darstellte, auf der sich die Menschen bewegten. Gefunden wurden stark verrostete Eisenobjekte, darunter möglicherweise die Spitze eines römischen Wurfspeers (Pilum). Außerdem wurden einigen Stellen Keramikscherben gefunden. Sie zeigen die Standorte der Scheiterhaufen an, denn die toten Römer wurden zusammen mit vielen Keramikgefäßen verbrannt.

Vor über 2.000 Jahren waren etwa 5.000 Legionäre des römischen Heeres in Haltern stationiert, das damals Aliso hieß. Von hier aus sollte schrittweise die Eingliederung des heutigen Nordwestdeutschland Insgesamt haben die Archäologen hier bis heute über 100 Urnenbestattungen untersucht.

Samstag, 15. September 2018, 13:33 • Verfasst in Haltern

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.